Jason, der Musterknabe, packt den Koffer für sein Schlaumeiercamp - er wird
die Sommerferien in einem Ferienlager für Hochbegabte verbringen. Ohne ihn hat
Jasons Freundin Macey acht endlos öde Wochen mit Lernen für die Schule und
einem Ferienjob in der Bücherei vor sich. Weil Jason sehr anspruchsvoll ist und
sich hauptsächlich für seine Projekte interessiert, hat Macey ihre Interessen
und ihre Freunde aufgegeben, seit sie mit ihm zusammen ist. War die
zuverlässige und pflichtbewusste Macey jemals Kind? Wären da nicht ihre
Gedanken an das kommende Schuljahr, könnte man Macey für eine erwachsene
berufstätige Frau halten. In der Familie Queen waren die Rollen schon immer
eindeutig verteilt: Maceys Schwester Caroline stieg nachts aus dem Fenster, um
sich mit Jungens zu treffen; Macey, die Perfektion in Person, ließ höchstens
ihre Beine aus dem Fenster baumeln.
Maceys Mutter geht ganz in ihrem Beruf als Maklerin auf. Seit dem plötzlichen
Tod ihres Mannes haben Mutter und Tochter noch nicht über den Verstorbenen
gesprochen. Macey hat ihrem Vater sehr nahe gestanden, war Zeugin seines
Sterbens; doch sie verschließt die Trauer um ihren Vater. Macey geht ihrem
ziemlich langweiligen Ferienjob in der Bücherei nach und verbringt die meiste
Zeit allein. Aus dem Ferienlager trifft eine außerordentlich kühle E-mail von
Jason ein, mit der er die Beziehung für die Dauer der Ferien auf Eis legen
will.
Bei einer geschäftlichen Party der Firma ihrer Mutter schlägt in Maceys
kontrollierter, liebloser Welt das Chaos in der Person von Delia auf. Delia
betreibt mehr schlecht als recht ihren Party-Service Wish-Catering und ist
hochschwanger. Mit ihrem ersten misslungenen Auftrag für Maceys Mutter macht
Delia zwar Verlust; doch bei dieser Gelegenheit entdeckt sie Maceys Talente als
Retterin in allen Lebenslagen und bietet ihr einen Job an. Von nun an springt
Macey öfter bei Delia ein und fühlt sich von deren Herzlichkeit und
Sprunghaftigkeit stark angezogen. Zu Delias unübersichtlichem Familien-Clan
gehören Wes und Bert, die Söhne ihrer verstorbenen Freundin, und die
Mitarbeiterinnen Christy und Monica. Christy, die nun regelmäßig mit Macey
zusammenarbeitet, findet, dass Macey sich selbst viel zu kritisch sieht. Sie
will sich zusammen mit Macey ins Fetengetümmel stürzen, um endlich einen
Jungen zu finden, der Macey zu schätzen weiß. Macey entdeckt, dass auch andere
Menschen schwere Erlebnisse verarbeiten müssen oder Fehler bereuen - nur die
anderen können über ihre Vergangenheit sprechen. Mit Wes klappt das Reden
über die Vergangenheit besonders gut. Die Verhältnisse zwischen beiden
scheinen klar zu sein: Wes Freundin sitzt in einem Erziehungsheim ein und Maceys
Jason sorgt sich gerade mal wieder, ob alle anderen ihren Müll korrekt
recyceln. In winzigsten Schritten nähern sich Macey und Wes einander beim
Wahrheitsspiel an. Wer die letzte peinliche Frage beantwortet, gewinnt das
Spiel. Die Szenen, in denen Macey und Wes sich über mehrere Tage lang ihre
Geheimnisse anvertrauen, gehören zu den schönsten dieses Jugendromans. Als
Maceys Mutter kurzfristig zwischen Terminen und Papieren auftaucht und
realisiert, wie viel Zeit ihre Tochter mit der Arbeit in einem chaotischen
Party-Service und mit einem Jungen verbringt, der Schrott-Skulpturen anfertigt,
kommt es zu einem Riesen-Krach.
Fazit
Sarah Jessen entwickelt die Handlung in "Zwischen jetzt und immer" auf
über 500 Seiten bedächtig und in leisen Tönen. Erst allmählich wird
deutlich, warum Macey bisher so zurückgezogen lebte. Gespannt wartet man als
Leser, ob Mutter und Tochter Queen über ihre Trauer sprechen können und bangt
um die zarte Beziehung zwischen Wes und Macey. Die Autorin verbindet
melancholische Betrachtungen mit subtilem Humor und zeigt, wie wenig vernünftig
es ist, immer vernünftig sein zu wollen.
Vorgeschlagen von Helga Buss
[Profil]
veröffentlicht am 02. März 2008 2008-03-02 10:45:39