Fundierte Darstellung des "Sound" als soziales und historisches
Phänomen
"Bereits seit etwa den 1990er Jahren lässt sich ein verstärktes Interesse
an Phänomenen des Akustischen und Auditiven in den Geistes- Kultur- und
Sozialwissenschaften erkennen, das bisweilen als Ausdruck……eines
"acoustik turn"…..verstanden worden ist". Dieser Entwicklung
und diesem Interesse am "Sound" und seiner sozialen und kulturellen
Bedeutung wendet sich dieses Handbuch fundiert, umfassend und interdisziplinär
zu und rekurriert dabei in bester Weise auch auf die
"Sound-Datenbanken" wie "Sound und Science: Digital
Histories", um einen breiten Einblick in diesen noch jungen, aber überaus
interessanten Forschungszweig zu geben.
Dabei setzten die Autoren das Feld überzeugend argumentiert im Sinne einer
"Kartierung" in Szene, die weniger anwendungsorientiert ausgerichtet
ist, sondern vielmehr den offenen, dynamischen und interdisziplinären Prozess
betrachtet, "dass sein Einheit durch den gemeinsamen Gegenstand
"Sound" bezieht. Form und Inhalt entsprechen dabei dem selbst
gesetzten wissenschaftlichem Standard, setzten aber, zumindest in Teilen, eine
überaus konzentrierte Lesehaltung voraus, die den Abstraktionen im Buch folgt,
in der "Sound" als "charakteristische Klangfarbe" zunächst
aus dem Bereich der Musik heraus definiert und dann in andere Bereiche des
kulturellen Lebens hinein erweitert wird, indem Sound als "Ausdruck
kultureller und politischer Sphäre" im Verständnis erweitert wird. Wie
nun "gehörter Schall" Rückschlüsse auf das Soziale in sich birgt
und, anderseits, auch soziale und kulturelle Entwicklungen anstößt, das ist im
Handbuch interessant und mit viel Fachkenntnis zu lesen.
Da zugleich die Grenze des Gegenstandbereiches "Sound" im Lauf der
Zeit Wandlungen erfahren hat, neu gezogen wurde oder überraschende Sprünge im
Erzeugen von Sound und dessen Rezeption eintraten, hat das Thema naturgemäß
auch eine historische Dimension, der das Handbuch ebenfalls in bester Form
gerecht wird und diesen Aspekt durchweg immer wieder mit im Blick hat und
aufnimmt. Dass hierbei die engeren Grenzen von Beginn an verlassen werden und
Sound auch als Geräusch und Klang außerhalb des engeren Bereiches der Musik
verstanden wird, das Applaus, Donner, Echo, Sirenen und Stille ebenso wie
Jingles oder auch ein Tinnitus in den Blick gerückt werden, verdeutlicht in
klarer Form die Breite des Feldes.
Fazit
Insgesamt trägt das Handbuch der Vielfalt der Annäherungsformen Rechnung,
verzichtet auf eine einheitliche Methode, die dieser Vielfalt kaum gerecht
werden würde und stellt dem Leser aus den verschiedensten Richtungen den
aktuellen Stand der Annäherung an den "Sound" vor Augen. Sei es aus
den verschiedenen disziplinären Perspektiven heraus, sei es in der Darstellung
der aktuellen methodischen Perspektiven und Ansätzen, sei es sehr konkret in
der umfassenden Betrachtung ganz praktischer akustischer Phänomene und
akustischer Räume.
Was, alles in allem, dem Leser einen profunden Überblick über die Bedeutung
und Wirkung von "Sound" im gesellschaftlichen Miteinander gibt und
einige neue, interessante Erkenntnisse bereit hält. Eine sehr empfehlenswerte
Lektüre für alle am Bereich interessierten Leser.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 05. Februar 2019 2019-02-05 12:39:12