Child kanns
12 Geschichten um Jack Reacher, den wortkargen, harten Kerl herum, der im
literarischen Universum seit Jahren frei und nur mit dem nötigsten
"bewaffnet" sich durch die Welt, vor allem durch Amerika, treiben
lässt. Geschichten, die durchweg um die physische Härte und die
unprätentiöse ausgestaltete Gabe der "Deduktion" Reachers drehen. Da
kommt der Mann schon nahe an einen Sherlock Holmes heran, macht aber nicht so
ein Gewese um seine Beobachtungsgabe, sondern achtet mehr darauf, die Dinge
praktisch und handfest zu lösen. Ob im Wald mit zwei vermeintlich einfachen,
naturbegeisterten Wanderern, Ob im Anblick einer auf einer Seitenstraße
hingerichteten "Karrierefrau" der Army (eine Geschichte, in der
Reachers Broder Joe wichtige Anteile hat und damit dem Leser auch der familiäre
Hintergrund der nicht immer leicht zu verstehenden Person Reachers
nähergebracht wird.
Erzählungen, die ab der zweiten Geschichte auch ein stückweit chronologisch
vorgehen und den Weg Reachers vom Jugendlichen (mit Vater und Bruder auf
irgendeiner fernen Militärbasis) in die Army und aus dieser wieder heraus auf
die Straße Schritt für Schritt dem Leser naheführen. Mit einem kleinen,
detektivischen Abstecher nach England (Reacher und die Frauen spielen hier eine
Rolle) oder einer hochrangigen Ermittlung zur Enttarnung eines russischen
Informanten durch den Major der Militärpolizei.
All das bewohnt trocken und cool erzählt, jederzeit spannend und klar erkennbar
in der Ausrichtung Reachers. Wobei gerade die etwas längeren Geschichten zwar
nicht vom Umfang, aber von der Struktur her fast vollwertige Reacher-Romane
darstellen. Geschichten, bei denen zwar das schmückende Beiwerk in der Breite
ausgelassen wird, wohl aber Beginn, Entwicklung, Ermittlungen, Kämpfe und je
das Ende alle Elemente der "echten" Romane enthalten. Ergänzt durch
einige kürzere Geschichten, in denen sich Child auf ein konkretes Element, eine
Frage, eine (kleinere) Ermittlung konzentriert.
Dennoch kann man sich durchweg bei allen Geschichten leicht vorstellen, wie
diese aussehen würden, würde die Kernidee in erweiterter Romanform erscheinen.
Der einzige Wehrmutstropfen bei der Lektüre ist gerade diese Fülle an Ideen
und Geschichten. Denn da Child doch in gewisser Weise seine Romane um Jack
Reacher einander ähnelnd aufbaut und nun das Gefühl entsteht, nicht hier und
da einen, sondern auf einen Schlag 5, 6 der Romane im Kern vor sich zu haben,
wird es doch hier und da ein wenig zu vorhersehbar. Da trifft es sich gut, dass
manche der Geschichten (wie gerade der Abstecher nach England) die gewohnten
Muster überraschend durchbrechen.
Fazit
So dass, alles in allem, eine rasante, anregende und bestens in Szene gesetzte
Unterhaltung mit den 12 Geschichten des Buches geliefert wird.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 10. Dezember 2018 2018-12-10 15:02:43