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Roland Kipke: Jeder zählt

Jeder zählt

von Roland Kipke
Verlag: J.B. Metzler Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Sachbuch
ISBN-13 978-3-476-04689-5

Preis: 19,99 Euro bei Amazon.de [Stand: 23. Dezember 2024]
Aufruf zum lebendig halten der Demokratie

"…und haben ein Gefühl, wie bei einer alten Tante, war schon immer da, ist ganz okay, aber irgendwie auch anstrengend"?

Das trifft wohl den Punkt der Gegenwart, in der, gerade in den westlichen Kulturen, für die aktuelle Generation Demokratie immer die Staatsform des Alltags war. Geht schon, regiert schon jemand, bisschen lästig manchmal, aber eben immer da. Ein Impuls, der natürlich historisch nicht stimmt, der nicht wahrnimmt, wie intensiv die Kämpfe um die Freiheit des Einzelnen waren, dass Demokratie zunächst immer den je herrschenden Mächten "abgetrotzt" werden musste. Nun aber gerät, vielleicht das erste Mal in der Moderne (mit Ausnahme des Untergangs der Weimarer Republik), die Demokratie das erste Mal ernsthaft in Gefahr. Und der Blick auf das dritte Reich zeigt, welche brachialen Folgen das nach sich ziehen könnte.

In sehr verständlicher, sprachlich direkter Form wendet sich Roland Kipke fundiert und differenziert dem Zustand der Demokratie aktuell zu und bietet zugleich dem Leser gehaltvoll Einblick in die "Fundamente" einer stabilen Demokratie mitsamt dem mahnenden Appel, diese Staatsform und Lebensordnung verantwortlich zu stützen. Denn ebenso, wie die Demokratie nicht einfach "vom Himmel" gefallen ist, ist auch die Möglichkeit einer Schwächung und Gefährdung der Demokratie ernst zu nehmen.

"Wir müssen uns vergewissern, was Demokratie eigentlich ist und sein soll. Was unabdingbar zu ihr gehört und was auch anders sein kann" - womit Kipke zu Beginn den roten Faden seiner Darstellung dem Leser in die Hand gibt. So erläutert Kipke im folgendem überzeugend, was Freiheit, Gleichheit und Menschenwürde mit Demokratie unabdingbar zu tun hat, führt breit ein in die Vielfalt demokratischer Entscheidungen, verweist auf die Grenzen demokratischer "Herrschaft" ("Das Gleichgewicht des Checkens" vor allem), erläutert, warum Streit zur Demokratie notwendig dazugehört (inklusive starker Medien und immer der intensiven Arbeit daran, sich "der Wahrheit" zu nähern und dieser auszusetzen).

Wenn dann in den letzten beiden Teilen vor allem jene Kräfte benannt werden, die Demokratie zusammenhalten (Volk, Solidarität, Teilhabe und Teilen, das Verbindende hinter allem konkreten Streit suchen und verstehen) und der Blick sich global erweitert (gerade auf jene Staatsformen, die weit entfernt von demokratischen Prozessen schreiben), dann rundet sich dieser umfassende Blick in bester Weise ab.
Fazit
So dass am Ende der Lektüre der Leser sehr genau verstanden hat, was unveräußerliche demokratische Regeln sind, welche Gruppen demokratisch agieren müssen, welche Gegengewichte es in einer Demokratie zur "Herrschaft" bedarf und was der Einzelne tun kann (aber auch tun sollte), um die Demokratie lebendig zu halten. Eine interessante und gehaltvolle Lektüre.
9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne

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Vorgeschlagen von Lesefreund [Profil]
veröffentlicht am 27. November 2018

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