Spannend und mit viel Lokalkolorit
James Buckler kennt sich aus. Vor allem in der namensgebenden Stadt des Romans.
Wie sein Protagonist Alex hat auch Buckler in Japan gelebt, zu Zeiten zumindest.
Wobei zu hoffen ist, dass Buckler nicht in ähnliche "Urlaubsflüge"
verstrickt war, wie Alex gleich zu Beginn des Romans, denn der Inhalt der
kleinen Reisetasche des Mannes birgt durchaus tödliche Gefahren, wie man im
Verlauf der Ereignisse sehen wird. Was Alex alles eigentlich gar nicht gut
gebrauchen kann. Denn der Engländer ist weniger aus Lust und Laune von London
nach Tokio umgesiedelt, sondern aufgrund handfester und schwieriger Ereignisse,
von denen seine Narben ein Leben erzählen werden.
Gut, dass Hiro ihn wenig fragt. Der alte Studienfreund ist aktuell engste
Anlaufstelle für Alex. Aus alter Freundschaft. Weil er sonst keinen kennt in
Tokio, wo er sich als Sprachlehrer verdingt und in einer kleinen Pension sein
Leben fristet. Vielleicht aber legt Alex auch deswegen so großen Wert auf
seinen Kontakt zu Hiro, dem Investmentbanker, weil dessen Jugendfreundin Naoko
ziemlich Eindruck bei Alex hinterlassen hat. Doch nicht nur Alex trägt Lasten
der Vergangenheit mit sich, die ihn auch in der Gegenwart in dunkle Geschäfte
verstricken werden, auch Naoko erzählt noch längst nicht alles, weder über
ihr Tattoo noch über ihre fast lebenslange Bekanntschaft mit Hiro. Der wiederum
hinter der glatten und gepflegten Fassade ganz eigene Gedanken hegt und mit
bestimmten Entwicklungen ganz und gar nicht einverstanden sein wird.
Was sich Seite für Seite mehr zuspitzt und im letzten Drittel des Romans für
intensive Momente der Bedrohung und des Misstrauens aller so gut wie allen
gegenüber führen wird, bis diese letzte Reise am Bahnhof ihre Strecke beginnen
wird. Das alles ist flüssig geschrieben, in den rechten Momenten spannend, wenn
auch hier und etwas konstruiert wirkend. Was wettgemacht wird vor allem durch
die ebenfalls flüssigen, nicht übertriebenen, aber mit vielfacher Kenntnis des
Alltags in Japan und speziell in Tokio von Buckler versehen wird. Wenn um zwei
Uhr morgens in einem Restaurant der Tischgrill bestückt wird, ist das ebenso
lebhaft vor die Augen des Lesers gesetzt, wie das Gesicht von Hiros Mutter, die
Beschreibung des "Alleinseins unter Millionen" anderen Bürgern der
Stadt, wie die plakativen Schilderungen der Wohnungen (eng) und der komplexen
Verbindungen untereinander (Hiro und seine Mutter und viele andere mehr).
Fazit
So dass am Ende ebenso gute Unterhaltung, wie ein Einblick in die japanische
Mentalität und Lebensweise beim Leser verbleibt. Ein gelungenes Debüt.
Vorgeschlagen von Lesefreund
[Profil]
veröffentlicht am 12. November 2018 2018-11-12 12:57:00