Fundiertes und verständliches verhaltenstherapeutisches Manual
Es ist eine Entwicklung, die noch gar nicht so lange im Raum steht, durchaus
aber bereits Erfolge zu verzeichnen hat und mehr und mehr zu einem der
Standardverfahren bei Schlafstörungen wird: statt wie in den Jahrzehnten zuvor
entweder medikamentös auf Schlaftabletten (zunächst Valium, dann Z-Substanzen)
oder, wie in jüngster Zeit nach Erkennen des Suchtpotenziales von
Schlafmitteln, mit den "einschläfernden" Nebenwirkungen bestimmter
Antidepressiva den Schlaf "herbeizuholen" (samt der Nebenwirkungen,
die gerade diese Medikamentengruppe auch mit sich bringt", hat sich der
verhaltenstherapeutische Ansatz auch in der Behandlung von Insomnien als
hilfreich erwiesen. Was auch in der Arbeit von Tatjana Crönlein an Institut
für Schlafmedizin in Regensburg einen zentralen Stellenwert in den letzten
Jahren erhalten hat.
"Hinter der chronischen Insomnie steht auch immer ein Vertrauensverlust in
den eigenen Körper und das kann ein Hypnotikum nicht wiederherstellen".
Das Gegenteil ist sogar richtig, je länger Schlafmittel genommen werden, desto
stärker und auch zwanghafter werden Schlafmittel zum "täglich Brot"
(zur Nacht zumindest). Genau gegen diesen Vertrauensverlust und den Griff zu
"unnatürlichen" Mitteln wendet sich Crönlein in sachlicher Ruhe im
Buch.
"Sich selbst heilen, von Schlafstörungen befreien, das ist ein
realistisches Ziel"!
Für viele. Vielleicht nicht für jede Schlafstörung (was Apnoe und anderes
angeht), aber für jene sich einschleichenden Störungen aufgrund von Stress,
Unruhe, zunächst "nicht-abschaltbaren Gedanken", da bietet Crönlein
vielfach erprobte und probate Methoden und Instrumente in ihrem Buch an. Dem sie
einen fundierten Überblick über den Schlaf und die Geschichte der
Schlafmedizin voranstellt und auch die verschiedenen Formen und Ursachen von
Schlafstörungen zunächst benennt, bevor sie im letzten Drittel des Werkes
Schritt für Schritt Instrumente für einen (wieder) guten, natürlichen Schlaf
vor Augen führt.
Wobei im Übrigen die Pharmazie nicht ideologisch einfach abgelehnt wird, auch
hier bietet Crönlein ein differenziertes Bild und verweist auf die zumindest
"in Not" helfende Wirkung solcher Mittel. Aber nicht als Dauerlösung,
wenn es irgendwie vermieden werden kann. Wozu vor allem zentral gehört,
"das Vertrauen in den eigenen Körper wiederherzustellen".
"Jeder Körper kann ohne pharmakologische Hilfe in den Schlaf finden"
Fazit
Veständlich und nachvollziehbar im Aufbau geht Crönlein diesen
psychotherapeutischen Hilfen, dem verhaltenstherapeutischen Manual, dann nach
und bietet dem Leser für die Selbsthilfe zudem Online Materialen als
Arbeitshilfen. Was natürlich Disziplin und Arbeit mit sich bringt, denn, wie
man es drehen und wenden mag, vom Himmel füllt eine Verbesserung des Schlafes
nicht, sondern bedarf einer Veränderung der "schlafbezogenen
Verhaltensweisen". Für diese aber bietet das Werk umfassende Einsichten
und Hilfestellungen und ist überaus zu empfehlen.
Vorgeschlagen von Lesefreund
[Profil]
veröffentlicht am 26. Oktober 2018 2018-10-26 13:30:13