Es drängt, aber da geht auch was
"Was können wir, was kann der Einzelne tun gegen Hunger, Krieg,
Umweltzerstörung, Armut, Ungerechtigkeit, Machtmissbrauch – für eine
zukunftsfähige, vermögende, gedeihliche Gesellschaft, für eine Welt, in der
wir leben wollen"?
Ja, es sind die gro0ßen Themen. Es ist die Moral. Es ist, auch wenn der Ton im
Buch eher sachlich bleibt, auch der erhobene Zeigefinger. Es sind die Themen,
die zunächst Ohnmacht hervorrufen, die man aufgrund des ständigen
"Zerredens" auch kaum mehr hören mag. Aber die Entwicklung zeigt, mit
Abwehr reagieren, wegschauen, das Ganze als "Gut-Menschen-Tun"
sprachlich abwerten, das wird nicht reichen und nicht funktionieren, denn an
allen Ecken lodert es in der zivilisierten und der natürlichen Welt. Worauf
Harald Lesch seit Jahren eloquent und sachlich fundiert hinweist und mit den im
Buch zu Wort kommenden Personen nun eine radikale Quintessenz zieht mit ebenso
klaren Forderungen an eine konstruktive Haltung des "sich Einbringens"
und nicht länger "Stillhaltens".
Und wenn nicht jetzt angesichts der Ökologischen existenziellen Probleme, der
in den letzten 20, 30 Jahren immens gespreizten Schere zwischen Kapital und
einfachem Menschen, dann gilt tatsächlich, wann denn dann? Denn
"dann" wird es faktisch zu spät sein, das kann man aus dem Buch nicht
nur als Plädoyer, sondern auch anhand klarer und "harter" Fakten
schnell herauslesen. Und auch wenn Lesch in den betonten, konstruktiven
Möglichkeiten, die der Verantwortung des Menschen gerecht werden würden, nicht
unbedingt bahnbrechend Neues in den Raum setzt, das ist ja am Ende auch eine
gute Erkenntnis. Das die Möglichkeiten, die jeder in den eigenen Händen hält,
seit Langem bekannt sind, durchaus Einsicht hervorrufen. So dass man sich auf
die Frage konzentrieren kann, warum diese Möglichkeiten bis dato mit so wenig
Durchschlagskraft genutzt wurden.
Vielleicht auch, weil die "Reichen und Mächtigen" (differenziert
natürlich zu betrachten), geschickt immer wieder einen Rahmen für das Gros der
Weltbevölkerung herstellen, der überaus hektisch beschäftigt hält, um über
den Tag zu kommen? Und doch gilt: "In der Entscheidung – und wir können
jeden Tag neu entscheiden -, in der Tat des Einzelnen liegt das reine Vermögen,
die Lösung". Was eine stabile, das heißt vor allem, eine gerechte
Gesellschaft angeht. Was ein ökologisches Handeln betrifft. Was eine Haltung
der freien Verantwortung statt der moralischen Imperative und Appelle angeht.
Was die lähmende Angst vor Veränderung lösen kann, was die Metropolen als
zukünftig noch stärkere Lebensform des Menschen angeht. Und, und, und. Alle
wesentlichen Bereiche der modernen "Lebensproblematiken" im globalen
Umfang werden im Buch ruhig und sachkundig aufgenommen und, immer wieder,
sozusagen als roter Faden im Buch, die möglichen Handlungen des Einzelnen und
dessen Verantwortung in den Vordergrund gerückt. Wozu auch das wichtige Ringen
um Transparenz und Demokratie in einer Zeit gehört, in der Fakten geleugnet und
Lügen leicht geglaubt werden.
Fazit
Ein leidenschaftliches Plädoyer für ein "Geben wir unser Bestes für eine
bessere Welt", dem viele Leser zu wünschen sind, auch wenn der Ton manches
Mal bedrängend und fordernd wird in den vielen Interviews mit engagierten und
sachkundigen Menschen, die den Kern des Buches ausmachen. Bevor es zu spät
ist.
"Mit unserer Gier riskieren wir alle ein fürchterliches Urteil des
größten Gerichtshofes, den es gibt, der Natur".
Und ob der Mars da wirklich eine Alternative darstellt, darf, mit aller Demut,
die Lesch generell anmahnt, stark bezweifelt werden. Aber auch das rein
faktische politische und wirtschaftliche Handeln der Gegenwart lässt überaus
starke Zweifel aufkommen, ob die Worte von Lesch in den "wichtigen"
Ohren überhaupt Gehör finden werden. Aber aufgeben gilt nicht.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 17. Oktober 2018 2018-10-17 11:04:21