Masako, Yoshië, Kuniko und Yayoi treffen sich wie immer zur Nachtschicht in
einer Fabrik für Fertig-Lunchpakete am Rande Tokios. Yayoi ist in Gedanken
völlig abwesend und bringt die Routine der Fließband-Arbeit durcheinander. Sie
hat erfahren, dass ihr Mann die gesamten Ersparnisse der Familie verspielt hat,
und ihn im Affekt umgebracht.
Kollegin Masako hilft ihr bei der Beseitigung der Leiche. Es lässt sich nicht
vermeiden, dass auch Yoshië und Kuniko davon erfahren. Weder das
dichtbesiedelte Japan noch eine Gruppe von vier Personen sind besonders
geeignet, etwas zu verheimlichen und so nimmt ein Sog von absurden und makabren
Ereignissen seinen Lauf - "als hätten sie ein grässliches Ungeheuer
geweckt".
Die anstrengende Nachtschicht ist nur das geringste Problem im Leben der vier
Frauen: Yayoi hat zwei kleine Kinder zu versorgen, während ihr Mann in
Spielsalons zockt und eine chinesische Prostituierte anhimmelt. Masako hätte
gern Karriere in ihrer Bank gemacht, doch sie wurde von männlichen Kollegen aus
der Firma gemobbt. Mann und Sohn gehen eigene Wege, die Familienmitglieder
sprechen kaum noch miteinander. Die verwitwete Yoshië pflegt allein ihre
bettlägerige Schwiegermutter und sorgt sich um Tochter Miki, die für einen
Teenager einen eigenartigen Lebenswandel führt. Dass Yayoi in der Fabrik die
"Meisterin", genannt wird, weil sie am meistens schafft, ist ihr
einziger Stolz. Kuniko hat nichts als Konsum, Klamotten und Luxus im Kopf, sie
lebt ständig über ihre Verhältnisse und steht bei einem dubiosen Kredithai in
der Kreide. Zu allem Überfluss treibt auf dem Weg vom Parkplatz zur Fabrik auch
noch ein Grabscher sein Unwesen.
Wegen Kunikos Schlampigkeit gerät die Polizei der Tat schnell auf die Spur,
nicht aber den Täterinnen. Der Verdacht richtet sich zuerst gegen den Zuhälter
Satake, der schon einmal gemordet hat und am Abend der Tat mit dem Opfer Kenji
eine Auseinandersetzung hatte.
Kirino zeichnet ein differenziertes sozialkritisches Bild des Alltags in der
japanischen Konsumgesellschaft, die sich von den strengen hierarchischen
Verhältnissen der Vergangenheit nicht lösen kann. Meisterhafte Portraits der
vier Frauen, die Schilderung ihrer Arbeitsbedingungen, ein Einblick in das Leben
japanisch-stämmiger Gastarbeiter aus Brasilien und in die Situation Annas, der
chinesischen Prostituierten, sind mit der atemberaubend spannenden Handlung
verknüpft.
Fazit
Zart besaitete Leser sollten Japan besser nicht zum Lieblings-Schauplatz ihrer
Krimi-Lektüre wählen.
Vorgeschlagen von Helga Buss
[Profil]
veröffentlicht am 26. April 2004 2004-04-26 20:53:25