Finanzmärkte sind, richtig betrachtet, kein undurchschaubares Hexenwerk. Es
dauert nicht lange an Lektüre, bis man als Leser umfassend verstanden hat, dass
Michael Braun Alexander in diesem "Handbuch der Geldanlage" das
Investieren in einzelne, sorgfältig ausgesuchte "Value-Werte" und das
Beachten von Geduld und Zinseszinseffekte als den Königsweg der Geldanlage
betrachtet. Was allerdings nicht dazu führt, die Lektüre dann abbrechen zu
können, denn ebenso wertvoll wie der Verweis auf diese (eher) konservative
Anlagestrategie und die damit einhergehenden Effekte der Zins-Effekte sind zum
einen die Gründe für eine solche Strategie (die Alexander überzeugend und
detailliert im Buch setzt samt kritischer Betrachtungen von Fonds, selbst von
den aktuell so beliebten ETFs) und zum anderen die ruhige, kleinteilige
Erläuterung für den Leser, wie man solche Werte findet und sich im Wust der
"Kennzahlen" zurechtfinden kann.
Das bedeutet Arbeit, kühle Nerven entwickeln, Geduld aufbringen und selbst
Verantwortung für sein Geld umfassend übernehmen. Was nicht unbedingt der
"deutschen Mentalität in Finanzdingen" entspricht, aber am Ende den
Leser in die Lage versetzt, sich auf den Weg aufzumachen, fundiert und überlegt
in hoher Selbstverantwortung sich um sein Geld "selbst zu kümmern".
Wozu es im übrigen nicht "50.000" Wege gibt (auch wenn in etwa so
viele Unternehmen weltweit an den Börsen gehandelt werden), sondern nach
genauer Recherche nur je eine handvoll Möglichkeiten zum entsprechenden
Zeitpunkt. Wohlgemerkt, Alexander bietet in seinen fundierten Betrachtungen
keine Anleitungen zur Spekulation (auch wenn er auf diese Methode der
Geldanalage durchaus eingeht und, nicht zuletzt, am Beispiel Tesla die
"Hysterie der Finanzmärkte" wunderbar verdeutlicht), sondern verweist
auf "wertschöpfendes Unternehmertum".
Eine Formulierung, die alleine schon einiges an Rädern im Kopf der Leser in
Bewegung setzen dürfte, denn durch die Fokussierung auf den eigentlichen Zweck
von Aktien (zu einem geringen oder größeren Teil Mit-Besitzer eines
Unternehmens zu werden), entblättert Alexander zugleich die Finanzmarkt
Eskapaden mit Derivaten, Swaps etc, eben als Spekulationen und Glücksspielt,
während das Denken als Unternehmer ein anderes ist als nur dass der reinen
Rendite (auch wenn diese natürlich wichtig ist bei einer Geldanlage). Und der
einfache Gang durch die Wohnung des Autors samt Verweis, was ein solcher
Rundgang durch die eigenen vier Wände an Investitionsideen bereits freisetzen
könnte, führt den Leser dann unmittelbar ins jene Betrachtungen, die ein
"Wert-Investment" auf guten Weg bereits setzten können.
Aber es braucht einen Plan, ein Wissen, Informationen, das Erlernen einer (zum
Glück nicht allzu komplizierten) Sprache der Zahlen (KGV etc.) und ein ruhiges
und überlegtes Einschätzen der mittleren Zukunft. Firmen mit
"Wert-Ausblick" finden ist dabei der eine Schritt, den rechten Preis
zum Einstieg finden der zweite und das "säen und ernten" (Zinseszins
im Lauf der Zeit) der dritte Schritt langfristigen Vermögenaufbaus durch selbst
gestätigte Investitionen. Die am Ende der Kette dann natürlich ebenfalls in
aller Ruhe begleitet und regelmäßig reflektiert werden sollten.
Fazit
Ein logisch strukturiertes, in der Sprache sehr verständliches Werk, dass mehr
als nur ein Basiswissen der Aktienwelt biete und dabei völlig auf
marktschreierische "Regeln" verzichtet, wie sie allzu oft in
"Geld-Ratgebern" (die meist auf das "schnelle Geld abzielen)
verwendet werden. Eine Strategie auch, die Arbeit macht, die Zeit benötigt, um
die Effekte dann wirklich zu sehen und zu nutzen, die aber überaus vernünftig
den Leser mit Fakten über "Mode-Investments" oder den historischen
Verlauf des Goldpreises oder vieler Fonds informiert und damit Voraussetzungen
für ein eigenes Handeln bestens vor Augen führt.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 17. Oktober 2018 2018-10-17 11:02:26