Digitalisierung als Bedrohung, Chance und einfach auch Fakt
Wenn man sich vor Augen führt, wie kurz die zeitliche Strecke von Smartphones,
Social Media, Tablets und allgemeiner Vernetzung im Blick auf die gesamte
Zivilisationsgeschichte eigentlich ist und damit sich klar macht, welch immense
und rasante Geschwindigkeit der digitale Wandel bereits mit sich gebracht hat,
dann ahnt man, wie schnell "die Zukunft" in dieser Hinsicht bereits
Realität werden wird. Mit allen Möglichkeiten, mit allen bedrohlichen
Szenarien und auf jeden Fall mit weiteren, Person und Gesellschaft betreffenden,
umwälzenden Veränderungen. So rasch liegt diese Geschwindigkeit vor, dass es
Mühe macht, mitzukommen, "auf der Höhe" zu bleiben. Was bis dato
eher "reaktiv" sich vollzieht in Form einer Anpassung an die neuen
Möglichkeiten. Was nicht unbedingt auf Dauer gut tut und zufrieden macht, immer
nur "hinter her zu hecheln".
Genau in diese Kerbe setzt Keese an. Flüssig geschrieben, sehr verständlich,
sachkundig ist es sein (am Ende erfolgreiches) Interesse, dem Leser
Möglichkeiten konkret und mögliche Haltung im allgemeinen Sinne an die Hand zu
geben, sich den sich vollziehenden Veränderungen aktiv antegenzutreten und
einfach auch Vorsorge zu tragen, gerade im Blick auf die ökonomischen
Veränderungen der Arbeitswelt, die all das bereits mit sich bringt und noch
mehr mit sich bringen wird. Was schon am weltweiten "Abschmelzen der
Mittelschicht" aktuell gut zu beobachten ist und in der Ersetzung
menschlicher Arbeitskraft durch nun die AI und KI noch lange nicht voll im Lauf
sich befindet.
Denn die Überschrift bereits über dem ersten Kapitel gibt die Richtung des
Werkes vor und ist eher als kleine Provokation zu verstehen denn als einfacher
Fakt: "Mein Job verschwindet, und ich kann nichts dagegen tun" - was
in Bezug auf den konkreten Job stimmen mag, aber nicht in Bezug auf die
allgemeine Richtung des eigenen Lebens präventiv, bevor der eigene Job nicht
mehr gefragt sein wird. Wovon der Autor als gelernter
"Print-Journalist" natürlich bestens zu berichten versteht, denn
schon seit mehr als 20 Jahren ist die Verlagerung aus dem Print Bereich hin in
die Online-Welt bestens zu betrachten.
"Früher brauchte man Millionen, um einen Verlag zu gründen. Heute geht
das fast kostenlos". Als nur ein Beispiel unter vielen klassischen
Arbeitsbereichen, die schon länger unter Druck stehen und denen noch viele
andere Bereiche folgen werden. Was tun? Das steckt im Titel des Buches bereits
im Ansatz. "Mein Beruf ist disruptiert worden…ihnen muss es nicht genauso
ergehen wie mir, wenn sie die Gefahr früh genug erkennen. Disruot yourself
bedeutet, erfinden sie sich neu, bevor es jemand anders für sie tut".
Und wie? Dem geht Keese strukturiert und detailliert Kapitel für Kapitel im
Buch nach. Was genau zur rechten Zeit nun zu lesen ist, denn ungefähr die
Hälfte der aktuellen Arbeitsplätze und ein Großteil der gegenwärtigen Firmen
werden in der aktuellen Form über kurz oder lange verschwinden. Natürlich
klingt das zunächst bedrohlich und ebenso ehrlich verweist Keese den Leser
darauf hin, dass es nicht ein paar kleinen Stellschrauben getan ist, sondern
"Disruption bedeutet also grundlegende Veränderung und Neuerfindung und
Neuanfang". Darin macht Kesse dem Leser nichts vor, darin liegt,
natürlich, auch zunächst eine existenzielle Bedrohung, aber, und das ist der
konstruktive Teil des Buches, es ist möglich und Kesse vermittelt wichtige
Informationen, wie das gehen könnte.
Fazit
"Das ist zwar eine Zumutung (wie eine Art erzwungener nochmaliger
pubertärer Selbstfindung), doch sie kann auch neue Chancen eröffnen".
Chancen, für die es sich überaus lohnt, dieses Buch mit seinen vielen auch
griffigen, persönlichen Beispielen, zu lesen. Was sich schon an der zunächst
bedrängenden Liste des "Lexikons der aussterbenden Berufe" eindeutig
zeigt.
Vorgeschlagen von Lesefreund
[Profil]
veröffentlicht am 17. Oktober 2018 2018-10-17 10:45:18