Mit vielen sachlichen Informationen zum Gehirn
Diagnose Gehirntumore. Drei Stück. Davon einer blutend. Gefahr droht, rasches
Handeln ist nötig. Aber was wäre die beste Behandlung? Und was genau geht da
vor im Gehirn mit welchen Folgen? All das überfällt Barbara Lipska 2015 wie
aus heiterem Himmel und mit voller Wucht. Eine Brustkrebserkrankung samt einem
Melanom war vor einigen Jahren erfolgreich überstanden worden. Aber plötzlich
setzt der Verstand aus. Oder, besser gesagt, geht ganz eigene Wege.
Zwänge tauchen auf, Themen werden tagelang durchgekaut und in jede Konversation
eingebracht, das Sichtfeld ist gestört (nach unten Rechts sieht Lipska nichts
mehr) mit einem traurigen Höhepunkt, als die Hirnforscherin mit Tönungspackung
für die Haare auf dem Kopf joggen geht. Das ist die eine, dramatische Linie im
Buch, in der Lipska sachlich, mit gewisser Distanz und dennoch den Schock und
die verzweifelten Emotionen ahnen lassend ihren persönlichen Kampf gegen diese
Diagnose und Erkrankung aufnimmt. Wobei ebenso interessant im Buch vermittelt
wird, was denn genau da passiert im Gehirn (Lipska ist von Beruf her
Hirnforscherin und kann wissenschaftlich genaue Einblicke fundiert
vermittelnt).
Und zudem, aufgrund vieler Empfehlungen und Vermittlungen zu führenden Ärzten
der Onkologie und Chirurgie, gibt das Buch ebenfalls Auskunft über den
aktuellen Status Quo der Behandlungsmöglichkeiten und Therapie-Wege. Dies aber
in seher subjektiver Weise und mit manchen Unklarheiten, die dem Leser, falls er
selbst betroffen sein sollte, nicht unbedingt für die eigene Situation
weiterhilft. Am Ende wirkt es eher so, als wäre in der Masse an Therapie, die
Lipska in der Breite verfolgt, irgendetwas überaus hilfreich gewesen, was aber
am Ende nicht genau und klar im Raume steht.
"Obwohl ich mich jahrelang mit Hirnerkrankungen beschäftigt habe, merke
ich zum ersten Mal im Leben, wie zutiefst verstörend es ist, ein Gehirn zu
haben, das nicht richtig funktioniert".
Und die Nachrichten werden, lange Zeit, auch nicht besser. Die Teilnahme an
einer Studie glückt, doch eigentlich darf Liska dafür keine neuen, nicht
bestrahlten Tumore in sich tragen. Genau das aber findet sich auf den neuesten
MRTs vor Beginn der Studie. Gewissensentscheidungen müssen gefällt werden,
jede Chance abgewogen und geprüft werden, im Buch findet sich auch eine
eindringliche Betonung der Wichtigkeit, viele Meinungen einzuholen, sich selber
mit der Erkrankung überaus vertraut zu machen und dann Entscheidungen für die
vermeintlich besten Wege zu treffen, die einem kein Arzt oder Angehöriger
abnehmen kann. Was hier und da zu Kopfschütteln führen wird, denn Lipska ist
eine nicht sonderlich einsichtige Patientin (vor allem zu Beginn) und handelt
hier und da unüberlegt (was alleine das ständige selbstständige Autofahren
angeht).
Fazit
Intensiv kann der Leser aber zumindest zwei der drei Ebenen, die persönliche,
die Erläuterungen zum Gehirn und die Wege der Therapie, im Buch nachvollziehen
und hat am Ende einen erfolgreichen Kampf gegen den "Krebs im Kopf"
umfassend miterlebt. Wobei ein wenig mehr an Therapie-Erkenntnisgewinn zu
wünschen gewesen wäre.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 01. Oktober 2018 2018-10-01 14:06:40