Neu erschienen ist die deutsche Fassung des vorliegenden (21.)
Harry-Bosch-Romans. Ich genieße wieder das Gefühl von Sanftheit und
Entspanntsein bei diesem mitreißenden Krimi. Connelly fängt mich immer wieder
mit seinem Schreibstil ein.
Hieronymus (Harry) Bosch, ehemals Detective beim LAPD, jetzt im Ruhestand als
Privatermittler und in Teilzeit beim San Fernando Police Department tätig.
Privat ermittelt er einen Auftrag von einem der reichsten Männer Amerikas.
Seine Cold Cases beim SFPD muss er auch liegen lassen, denn ein
Serienvergewaltiger geht in San Fernando Valley um, bei dem Bosch wegen seinen
Erfahrungen hinzugezogen wird. Zwischen diesen Fällen versucht er, sein
Privatleben mit seiner Tochter auf die Reihe zu bringen.
Ich weiß nicht, wie der Schriftsteller Connelly ist schafft, zwischen all den
zahlreichen Informationen, trotz Schießereien und Hetzjagten eine Atmosphäre
aufzubauen, die beinahe besinnlich wirkt. Ich komme mir beim Lesen vor, als
wäre ich am Flughafen LAX in ein Mietauto gestiegen und cruise bei Tempo 50 bis
nach Hollywood. Zurückgelehnt und entspannt. Dabei lasse ich die Informationen
über den Vietnamkrieg, die Strukturen und Arbeitsweisen der Polizeikräfte, die
Stadtpläne und Stadtviertel von LA und umliegenden Counties auf mich einwirken.
Die Sonne bahnt sich langsam durch die diesige Luft ihren Weg. Bosch zofft sich
mit Vorgesetzten oder anderen Leuten, er isst und trinkt mit Kolleginnen und
Kollegen. Man spürt seinen Drang, nicht zum Abstellgleis zugehören. Bosch ist
ein sehr erfahrener Ermittler. Meist bleibt er ruhig und entspannt bei seiner
Arbeit, obwohl er auch mal kräftig ausrasten kann. Aber diese Gelassenheit des
Profis geht beim Lesen auf den Leser über. Zumindest bei mir ist das so.
Fazit
Eigentlich werden in diesem Krimi zwei unterschiedliche Fälle gelöst. Jeder
für sich in separaten Strängen, die sich gelegentlich überschneiden. Im Kopf
der Leser und bei Bosch sind beide Fälle präsent. Und Bosch bekommt als
Protagonist die zusätzliche Aufgabe, die Ermittlungen in beiden Fällen zu
organisieren, weil er von unterschiedlichsten Seiten ins Visier genommen wird.
Der Knaller ist aber das Ende des Romans. Obwohl komplett plausibel und bei
genauem Nachdenken eigentlich nicht unerwartet, präsentiert der Autor am Ende
eine völlig überraschende Auflösung. Beste Spannung, ausgestattet mit
reichlich Lokalkolorit a la Westcoastsound. Sehr zu empfehlen!
Vorgeschlagen von Detlef Knut
[Profil]
veröffentlicht am 20. September 2018 2018-09-20 16:55:41