Undurchsichtig und mit langsam steigender Spannung
Wien. Zwei Arbeiter auf dem Dach mit freiem Blick auf ein benachbartes
Penthouse. Sex bei offenem Fenster. Sex mit ziemlichen Überraschungen, nicht
nur, was das gewaltsame Ende angeht. Nach diesem aber ist das Penthouse
blutbespritzt und ein Mann ermordet. Und da die beiden Dacharbeiter mit Genuss
das Ganze zunächst auf Handy aufgenommen haben, scheint ebenfalls sofort klar
zu sein, wer der Täter, die Täterin ist. Gut, dass die Rechtsanwältin Evelyn
Meyers, bei allen Vorbehalten, nicht mitansehen können wird, wie schnell und
oberflächlich ermittelt wird, sondern ein Mandat übernimmt und auf eigene
Faust Ermittlungen anstellen wird.
Leipzig. Ein dummer Unfall im Badezimmer? Bei einem "Stelldichein" der
besonderen Art? Kriminaldauerdienstkommissar Walter Pulaski zweifelt. Aber ohne
griffige Handhabe. Zum einen, weil eine Frau beteiligt gewesen sein soll und zum
anderen, weil es ihm ziemlich merkwürdig erscheint, dass ein Mann im Rahmen
eines Schäferstündchens dringend Nasenhaare im Motel zunächst noch entfernen
muss. Zwei merkwürdige Fälle, die zunächst ohne jede Verbindung dastehen. Bis
Evelyn auf dem Handy des Wiener Mordopfers Notizen findet, Notizen, die
vielleicht erklären, warum der oberste Staatsanwalt der Stadt ganz persönlich
den Fall an sich gezogen hat. Während Walter Pularski ebenfalls, Schritt für
Schritt und stetig, seinen Zweifeln mehr und mehr Nahrung zuführen kann.
Bis aber die genaue Verbindung der Fälle deutlich wird und sich der Leipziger
Kommissar mit der Wiener Rechtsanwältin kurzschließt, bietet sich zunächst
Gelegenheit, die Personen näher kennenzulernen, die Gruber präzise und klar
gezeichnet einführt, mitsamt ihren auch privaten Verwicklungen in den Fall (was
zumindest die Leipziger Seite angeht). Und das Thema des "Transgender"
ebenfalls passend und flüssig in den Fall miteinbaut. Genügend Momente somit,
um den Leser im ersten Teil des Thrillers überaus neugierig zu machen auf die
Hintergründe dieser beiden Mordfälle. Falls das überhaupt die beiden einzigen
Morde bleiben werden. Eines aber wird klar nach einer gewissen Weile: Der
Täter, die Täterin, scheint in allen Fällen die gleiche Person gewesen zu
sein. Das Ganze erzählt Gruber in eher schlichter Sprache mit
umgangssprachlichen Mitteln ("für uns sieht es echt schlecht aus), aber
mit innerem Zug, der das Tempo hochhält und mit einigen überraschenden
Wendungen den Leser immer wieder auf neue Spuren ansetzt.
Fazit
Im Gesamten bietet der Thriller eine anregende und in sich stimmige
Unterhaltung.
Vorgeschlagen von Lesefreund
[Profil]
veröffentlicht am 19. September 2018 2018-09-19 10:19:14