"Kommt die Macht so fällt das Recht in Acht"
Die Voraussetzung, die Mayer-Tasch im Blick auf das letztlich lebensbestimmende
(und doch durchaus konzentriert darstellbare) Umgehen mit den Erfahrungen von
Macht und Ohnmacht, zu Beginn setzt, sind einfach schlicht wahr: "Die
Erfahrung von Macht und Ohnmacht durchzieh unser aller Leben".
Was auch gar nicht anders sein kann, denn da man gemeinhin als Kind geboren wird
und damit ebenso eindeutig einhergeht, dass die "Erwachsenen" das
"Sagen" und "die Macht" besitzen, ist es eine Grunderfahrung
jedes Menschen, zunächst die unterlegene Position einzunehmen. Ein System, dass
auch das weitere Leben bestimmt, denn Macht und Ohnmacht, frei und
weisungsgebunden zu sein ist letztlich Alltag überall auf der Welt. Wobei
Mayer-Tasch dies nur zum Ausgangspunkt nimmt, nicht in Richtung einer
psychologischen Erklärung für das geprägt sein des Menschen von diesen
Erfahrungen, sondern dem "Instrument Macht" in vielfacher Hinsicht
nachgeht. Den Manifestationen von sozialer, politischer und rechtlicher Macht
und Ohnmacht bis hin zur Dialektik von "Macht und Verantwortung", die
einander bedingen, aber beileibe nicht einfach austarierbar sind.
Gründlich und übersichtlich strukturiert bietet Mayer-Tasch so im Folgenden
wichtige und tiefe Einblicke in das "Wesen der Macht". Beginnend bei
der semantischen Betrachtung der Wortbedeutung hin zu frühesten sozialen
Manifestierungen im Blick auf die Religion ("Anbetung der Macht").
Dies ist auch der Bereich, in dem sich die "größte Macht" und
"Ohnmacht" des Menschen manifestiert, der Tod. Der alles Planen,
Denken und Handeln einfach so beendet und damit die "Machtlosigkeit"
des Menschen letztlich aufweist. Mit dem Hintergrund des menschlichen Wissens um
die eigene Gefährdung und Bedürftigkeit, auch die Angst vor Vielem und damit
einhergehend die Erfahrung, dass "Macht" am besten gewogen zu halten
ist, dass "Macht" die Dinge für einen selbst zurechtrücken, aber
eben auch "strafend" wirken kann.
Wer oder was mächtig macht wird dabei ebenso betrachtet, wie die Verbindung
zwischen "Macht und Recht" (wer von beiden hat am Ende eigentlich die
Macht?) und "Macht und Ethik" (ein viel "weicherer" Begriff,
der seine Macht nicht unmittelbar entfaltet, sondern indirekt wirkt). Ein Weg,
auf dem Mayer-Tasch zwar nicht neu und originär, aber sehr verständlich die
Verbindung zwischen Evolutionsimpuls und Macht als Grundzug des Menschen im
Sinne Nitzsches und Hobbs dann auf sozialer Ebene erläutert.
"Stets besiegt zu werden ist Unglück. Stets den Nächsten vor uns besiegen
ist Glück. Und das Rennen aufgeben heißt Sterben".
Was lange Zeit nicht zu laut gesagt oder zu offensichtlich getan werden sollte,
da es als politisch nicht korrekt galt, was aber in den letzten Jahren gerade im
Blick auf politische Potentaten scheinbar wieder überaus salonfähig zu werden
scheint. Wie auch die zweite "Faustformel" im Buch weiterhin zutrifft,
auch wenn vieles dafür getan wird, dieses zu verschleiern: "Die Wege zur
Macht bedingen die Formen der Macht" - ein interessanter Satz, denn so
könnte man vom Verhalten aktuell "Mächtiger" auch rückschließen
auf den (oft wenig transparenten) eigentlichen "Weg zur Macht".
Fazit
Am Ende bleibt festzuhalten: "Macht" und "machen" sind
allgegenwärtig und Menschen können gar nicht anders, als, natürlich relativ,
"mächtig" zu sein. Wobei es helfen würde, wenn dies auch allgemein
bewusst wäre und damit den eigenen "Machtgelüsten" eine Reflexion
zur Verantwortung für das eigene "Machen" als jeweilige
Korrekturinstanz für das eigene Handeln zur Verfügung stehen würde. Eine
verständliche, in sich logisch strukturierte und erhellende Lektüre.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 03. September 2018 2018-09-03 12:04:46