Gefährliche Geheimnisse
15 Jahre ist es her. Der Tod des vertrauten Zwillingsbruders und dessen
Freundin, erfasst und zerschmettert von einem Zug. 15 Jahre ist es her, in der
Nacht des Unglücks, als die große Liebe der Jugend aus seinem Leben
verschwunden ist. Zwei Ereignisse, die Napoleon "Nap" Dumas bis in die
Gegenwart hinein keine Ruhe lassen. So, wie das zu sein gewesen schien, kann das
nicht gewesen sein. Leo, sein Bruder, hätte sich nicht vor eine Eisenbahn
geworfen und trotz seiner damaligen Drogenexperimente. Nun ist Nap Polizist, ein
hervorragender Ermittler (auch wenn er seiner besten Freundin Elli, Leiterin des
Frauenhauses der Kleinstadt, auch in anderer Weise "zur Hand geht",
die sich mit seinem Beruf wenig vereinbaren lassen würde, würde das bekannt
werden). Dass jene Maura von damals sein Herz mitgenommen hat, als sie sang- und
klanglos verschwand, steht dabei auf einem anderen Blatt. Eine Frau zumindest
ließ Nap seitdem nicht mehr in sein Leben.
Doch, da weiß der Leser mehr als Nap, Maura lebt. Und ist immer noch mit den
Ereignissen der damaligen Nacht beschäftigt. Nicht nur innerlich. Und nun, in
der Gegenwart, sterben Menschen. Mit Verbindungen, allesamt, über die damalige
Schule und einen "Verschwörungs-Club", der sich mit einer
Regierungseinrichtung in der Stadt intensiv beschäftigt hat. Vielleicht mehr,
als gut war. Oder täuscht Nap sich? Im Gespräch mit dem damaligen Leiter der
Einrichtung? Indem er nicht auf die vernünftigen Argumente seines Mentors (und
Vaters der Freundin seines Bruders damals), Augie, hört? Sich nicht abbringen
lässt von einer Spur, die er aufgenommen hat, als ganz woanders ein Polizist
erschossen wird und besondere Fingerabdrücke ihn umgehend in Alarmbereitschaft
versetzen.
Doppel- und dreifachbödig ist es, was Harlan Coben dann, aus der Perspektive
Naps erzählt, dem Leser an hintergründigen Fäden vorsetzt und, ebenso wie
seine Hauptfigur, lange im Unklaren lässt, Schritt für Schritt erst Indizien
und Spuren im Thriller verteilt, die ein wenig Licht ins Dunkle bringen
könnten. Und doch auch irreführen. Dass der Ermittler dabei am eigenen Leib
"Waterboarding" erleben wird, dass mehr und mehr seine gewohnte Welt
Risse bekommt und engste Freunde und Vertraute Geheimnisse hüten, die ihn
erschrecken werden, all das führt immer wieder dazu, dass Nap es mit einem Teil
seines Wesens bereuen wird, in dieses Wespennest gestoßen zu haben. Anderseits
aber bleibt der Mann beharrlich. Denn es wird Zeit, auch für seinen
persönlichen Frieden, all die Puzzlestücke zu einem gesamten Bild
zusammenzusetzen.
Fazit
Mit Tempo, kurzweilig, geschickt und anregend erzählt Coben eine Geschichte,
die an nicht wenigen Punkten Verbindungen mit realen Ereignissen und
"Einrichtungen" aufzeigt und versteht es ebenso geschickt, die
Spannung hochzuhalten und, in den entsprechenden Momenten, gut getimte
Action-Szenen zu setzen.
Eine sehr gute Unterhaltung.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 12. Juli 2018 2018-07-12 10:26:28