Trocken, knackig, gut
Einerseits ist es doch eine immer wiedererkennbare Struktur, die Lee Child
seinen Jack Reacher Romanen mit auf den Weg gibt. Insofern sind die Werke auf
Dauer ein wenig vorhersehbar. Anderseits ist es immer wieder straff, mit Tempo,
durchaus realistisch in den Szenarien und einfach auch passend, was die Figuren
angeht, was Lee Child ein um das andere Mal abliefert. Dieses mal gar in Europa,
Paris und London sind kongeniale Schauplätze der neuen Fahndung Reachers, die
diesmal von offizieller Stelle her auf interessantem Wege her angefragt wird,
Wozu dann auch, wie gewohnt, gehört, dass Reacher mit einer attraktiven
Frau(en) zusammenarbeitet. Kunstvoll steigert Child in diesem Thriller dann auch
die Spannung, in dem er immer wieder Parallelen zu einem alten "Duett"
Reachers zieht und somit die Gefahr für die Agentin Casey Nice ständig
steigert.
1300 Meter Entfernung bei einer offiziellen Rede des französischen Präsidenten
und dennoch trifft der Schuss fast. Wenn auch von einer neuen
Panzerglasumrandung abgefangen. Nicht viele Scharfschützen auf der Welt wären
zu solch einem Schuss befähigt, Und einer der in Frage kommenden
"Freelancer" hat noch eine persönliche Rechnung mit Reacher offen.
Und der G8 Gipfel wird sich in London treffen. Eine interessante Gruppe von
Staatslenkern, bei denen schon ein gelingender Anschlag auf 1-2 Chaos auf der
Welt verursachen würde. Nicht umsonst also wird Reacher dem Schützen auf die
Fersen geschickt. Wohl auch, doppelbödig, in der Hoffnung, dass der
Auftragsmörder mit dem Spezialgewehr sich aus der Reserve locken lässt, um
seinen Feind Reacher auf offener Bühne zu erledigen. Was in Paris fast
gelingt.
Dass Jack Reacher dabei ebenso doppelbödig zu planen versteht, immer ein As im
Ärmel hat, nie die Nerven verliert, im dichten Finale noch ruhig verdeckte
Anweisung zu geben versteht und zudem mehr und mehr einen konkreten Verdacht
entfaltet, dass all das vordergründige vielleicht gar nicht den eigentlichen
Plan darstellt. Wenn dann Londoner Mafia-Banden gegen ihn in Stellung gebracht
werden, gebrochene Nasen und, in einer Szene, satt geschildert, Reacher in einer
engen Hütte auf eine Vielzahl ihm übelwollender Gestalten trifft (was diesen,
natürlich, auch in eklatanter Überzahl nicht wohl bekommen wird, dann ist
Child wieder einmal in seinem Element.
Cool, trocken, schlagkräftig, mit allen Wassern und Waffen gewaschen und einer,
der seine "Rechnungen" bezahlt und nicht gedenkt, in der Schuld eines
anderen stehen zu bleiben, dann ist wieder beste Unterhaltung und
"Page-Turnen" angesagt. Wobei es weiterhin erholsam bleibt, dass
Reacher sich weder groß mit Affären noch Liebeleien aufhält (das war in
manchen Vorgänger-Romanen anders, was eine Armeeangehörige anging, die nun
keine Rolle mehr spielt).
Fazit
Eine sehr zu empfehlende Lektüre mit perfektem Timing versehen.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 11. Juli 2018 2018-07-11 13:57:35