Auf der "Princess of Wales", dem modernsten Kreuzfahrtschiff der Welt
treffen sich die unterschiedlichsten Passagiere. Da ist der russische Oligarch
Aleksei Potjomkin, da sind Dave und Emma Harland, die auf Hochzeitsreise sind,
da sind der Archäologieprofessor Carl Anders Erikson und seine Tochter Linda
und da ist der junge Joshua Ismael Cohen. Sie alle sind an Bord und stellen am
nächsten Morgen fest, dass ein Großteil der rund dreitausend Passagiere
verschwunden ist. Damit beginnt für die verbliebenen Passagiere ein wildes Katz
und Maus Spiel.
"The Cruise" ist ein aufwendiges Hörspiel, das seinerzeit vom WDR
produziert wurde. Regisseur Stuart Kummer, der gemeinsam mit Edgar Linscheid das
Drehbuch schrieb, ließ sich von Mysteryserien wie "Lost" inspirieren
und reicherte diese mit einigen Thrillerelementen an. Vier Folgen mit einer
Spieldauer von gut dreieinhalb Stunden bietet diese Staffel. Zu Anfang muss man
recht aufmerksam zuhören, da die einzelnen Charaktere vorgestellt werden. Zum
Ende der ersten Episode kommt dann wahrlich Spannung auf. Was folgt, ist eine
sehr spannende und durchdachte Odyssee, die viele Fragen aufwirft und die für
den Hörer zahlreiche Überraschungen bereit halten. Zum Beispiel, dass es sich
bei dem vermeintlichen Ehepaar Harland um die CIA-Agenten Thomas Jefferson
Cleary und Emma Scott handelt. Jede Folge endet mit einem Cliffhanger, sodass
beim Hören eine Sogwirkung entsteht, wie man diese auch von tollen
Fernsehserien her kennt. Das Highlight der Staffel ist das Ende, das zum einen
die Ereignisse ein wenig aufdeckt, inklusive einer durchaus dicken Überraschung
und das dann mit einem derart fiesen Cliffhanger daherkommt, dass nichts anderes
übrig bleibt, als sofort mit Staffel 2 zu beginnen.
Was die Akustik angeht, wurde hier nicht gekleckert, sondern geklotzt. Die
Geräuschkulisse ist fabelhaft und versetzt den Hörer auf das Schiff. Die
eingebauten Werbejingels der Rederei sind ebenfalls toll produziert und bei den
Sprechern hat man aufgefahren, was Rang und Namen hat: Insbesondere Tobias
Meister und Gerrit Schmidt-Foß konnten mich hier begeistern. Meister, unter
anderem die deutsche Stimme von Jack Bauer (Kiefer Sutherland) agiert als
CIA-Mann Tom Cleary so raubeinig, wie man ihn auch bei "24" gehört
hat. Gerrit Schmidt-Foß ist als ängstlicher Nerd Joshua Cohen zu hören.
Besonders seine markante und ausdrucksstarke Stimme lassen den vielleicht
interessantesten Charakter der Geschichte lebendig werden. Auch Lisa Werlinder
als toughe Linda Erikson kann begeistern. Weiterhin sind Jan Odie, Asad Schwarz,
Volker Brandt, Olaf Reichmann, Daniel Wiemer oder Hans-Werner Olm zu hören.
Fazit
Die erste Staffel von "The Cruise" ist pures Hörspielvergnügen per
excellence. Eine undurchsichtige und spannende Geschichte, eine überaus
authentische Kulisse und tolle Sprecher sorgen für ein mehrstündiges
Hörvergnügen. Mit großen Erwartungen sehe ich der zweiten Staffel entgegen.
Vorgeschlagen von Michael Krause
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veröffentlicht am 16. Juni 2018 2018-06-16 18:42:47