Asha Dornfest ist in Deutschland mit ihrem Buch
Parent-Hacks bekannt geworden, das Tipps aus ihrem gleichnamigen
Blog versammelt. Mit Co-Autorin Christine Koh und zusätzlichen Statements
populärer amerikanischer Blogger der Eltern-Szene legt sie nun ihre
Minimalisierungs-Tipps in Buchform vor.
In Deutschland werden unter dem Begriff Minimalisierung mehrere ineinander
greifende Trends zur Optimierung des Alltags zusammengefasst: Zeit sparen, Geld
sparen, gesund und umweltbewusst leben, fair gehandelte Waren kaufen, Müll
vermeiden, klare Entscheidungen treffen, Dinge tun, die einen ausfüllen und
glücklich machen und befriedigende Beziehungen führen.
Dornfest und Koh rücken mit ihren Tipps Überforderung, Perfektionismus und
jeder Art von Gerümpel im Leben berufstätiger Eltern zu Leibe. Die Familien
beider Autorinnen jonglieren zwischen Ganztagsbetreuung ihrer Kinder und den
Ansprüchen jeweils zweier berufstätiger Eltern mit mehr als zwei Jobs. Ihre
Tipps zum "Aufräumen" des Familienlebens stammen aus den Bereichen
Selbstmanagement, Organisation des Haushalts, Erziehung und Schule, Ernährung,
Festtage und Kindergeburtstage. Sie sollen Familien zu mehr gemeinsamer Zeit
verhelfen. Die Autorinnen sind alles andere als Tigermütter, sondern wollen
für ihre Kinder einen Rahmen schaffen, die dann ihren eigenen Weg gehen werden.
Kinder sollen von Anfang an in die Organisation des Haushalts und die täglichen
Pflichten eingebunden werden, was langfristig Zeit sparen und zu unerwartet
kreativen Lösungen führen kann. Wichtig ist den Autorinnen das Thema
Entrümpelung, das durch zahlreiche Kleiderschrank-Projekte auch bei uns
populär wurde. Was nicht erst in den Haushalt kommt, muss nicht aufgeräumt,
gereinigt oder instandgehalten werden. Mit wenigen und geliebten Spielzeugen
spielen Kinder nach einer Entrümpelung des Kinderzimmers plötzlich lieber und
ausdauernder. All diese Themen regen zur Reflektion an, welche Ziele eine
Familie gemeinsam verfolgt und in welchen Bereichen sie sich durch unnötige
Perfektion, unerbetene Ratschläge oder Konkurrenzdenken selbst unter Druck
setzen könnte. Interessant fand ich hier besonders den Blick von außen, da
Christine Koh aus einer Einwandererfamilie mit 7 Kindern stammt und ihre eigene
Kindheit sich deshalb komplett von dem Leben unterschied, das sie heute ihren
Kindern bieten will.
Fazit
Brauchbar sind Asha Dornfests und Christine Kohs Tipps aus den Bereichen
Organisation, Selbstmanagement und Entrümpelung. Nicht alle der weiteren Ideen
lassen sich aus den USA in andere Kulturen übertragen oder sie docken im
deutschen Text nicht immer an hier bekannte Initiativen und Begriffe an. Die
Vorstellungen der Autorinnen von gesunder Ernährung können getrost
überblättert werden. Der im Buch propagierte Minimalismus zeigt sich leider
nicht in präziser, leicht verständlicher Sprache, die möglichst breite
Bevölkerungsgruppen erreicht. Die Weitschweifigkeit und Umständlichkeit des
Texts mit Wiederholungen und unpräzise übersetzten Begriffen erschweren es
unnötig, zu den Kernaussagen des Buches vorzudringen. Auch die Zeit der Leser
ist ein kostbares Gut.
Vorgeschlagen von Helga Buss
[Profil]
veröffentlicht am 27. Januar 2018 2018-01-27 09:57:40