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Johannes Burkhardt: Der Krieg der Kriege

Der Krieg der Kriege

von Johannes Burkhardt
Verlag: Klett-Cotta Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Sachbuch
ISBN-13 978-3-608-96176-8

Preis: 19,72 Euro bei Amazon.de [Stand: 20. November 2024]
Von verpassen vielfacher Chancen zum Frieden

Wenn man diesen eher schmalen Band in der Hand hält und sich daran erinnert, welch umfassende "Wälzer" zum "Krieg der Kriege" des Mittelalters bereits verfasst wurden, dann ist von Beginn an klar, dass Burkhardt hier nicht jede Einzelheit des Kriegsverlaufes schildern wird. So erhält einer wie Tilly auch nur knappen Raum wie eine Art Nebenfigur. Du auch wenn Wallenstein und Gustav Adolf brieten Raum einnehmen, ist es immer der konkrete Blick Burkhardts, der seine Ideen, Thesen in die Auswahl der vertiefenden Darstellung mit Einfließen lässt. Grundlegende Kenntnisse über den 30-jährigen Krieg und nicht wenige seiner einzelnen Etappen sollten also bekannt sein, um sich der nun doch anderen Perspektive Burkhardts mit Gewinn nähern zu können.

Denn nachdem Burkhardt nüchtern und sachlich die menschlichen, sozialen und wirtschaftlichen Opfer durch das "furchtbare Dreigestirn Gewalt, Hunger und Seuchen" dem Leser plastisch vor Augen gestellt hat (und damit sehr gut den Leser mit hineinnimmt in die "Entvölkerung" Europas jener Jahrzehnte, ergibt fast logisch seine seiner beiden Grundfragen, denen er im Werk nachgeht. Das eine ist die "Geschichte vom verpassten Frieden", von den gar nicht so wenigen Möglichkeiten, das ständig weiter ausartende Abschlachten, Verhungern, Zerstören und verbrannte Erde hinter sich lassend, zu beenden. Friedensmöglichkeiten schon zu Beginn, Friedensmöglichkeiten beim ersten Rückzug Wallensteins "ins Private", Friedensmöglichkeiten durch nackte Erschöpfung und die "große Kriegspause" 1630.

Wenn da nicht Gustav Adolf von Schweden wohl in irgendeinem Winkel seiner Selle sich als "König der Goten" und damit als "Caesar des römischen Reiches" von Schweden aus gefühlt hätte. Ereignisse, die den "gescheiterten Frieden" mit der schmerzhaften und harten Entwicklung der "Staatsbildung" in Bezug setzen. Wenn aus "Heeren für Schlachten" im Verlauf der Jahrzehnte des Krieges "stehende Heere" werden, die versorgt, aber auch genutzt werden können, wenn diesen Heeren "Oberkommandos" vorgesetzt und dazu erst einmal eingerichtet werden müssen, dann zeigt sich die rote Linie, die Burkhardt ausarbeitet. Dass zu möglichen Zeitpunkten, "einfach aufzuhören", Machtinteressen (und selbstverständlich auch solcher der weltlichen Macht auf religiösem Hintergrund) partikular "etwas dagegen hatten" und wiederum Verbündete, Besorgte oder ebenfalls auf ihren Anteil hoffende Parteiungen immer wieder mit auf die Feldzüge und Schlachtfelder geführt haben.
Fazit
So deutet Burkhardt letztlich auch den Tod Wallensteins durch Intrige in den "eigenen Reihen" als notwendigen Schritt derer, die ihre Macht zentrieren und nicht in die Hände einer "halbprivaten Armee" mit legen wollten. Eine "Kumulierung von Einzelkriegen" trifft damit laut Burkhardt den Charakter des 30jährigen Krieges auf den Punkt als ständiges "Neu-Aufflammen" von Interessenslagen, and deren Ende der Beginn einer klaren Staatenbildung stand. Mit nicht wenigen Momenten versehen, wo das Alte Wort vom "Stell Dir vor, es ist Krieg, und keiner geht hin" je kurz vor der realen Umsetzung stand. Bis eben am Ende dahin, dass der dreißigjährige Krieg die "fortsam wirksame Heeresform des stehenden Heeres hervorgebracht hat", die vorher unbekannt war.

Im Stil dabei eher sehr trocken erzählt, mit nicht wenig Wiederholungen versehen und manchmal einfach den Faden fast ins Leere laufen lassend, ohne klare, abschließende Akzentuierungen zu betonen sind dabei Mühen, die dem Leser teils zugemutet werden und manches Mal etwas Verwirrung oder den Drang, weiter zu blättern, hervorrufen. Dennoch gelingt Burkhardt am Ende durch das Werk, eine andere, neue Perspektive "von den Möglichkeiten des Friedens her" einzunehmen, die interessant zu lesen ist.
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Vorgeschlagen von Lesefreund [Profil]
veröffentlicht am 03. Juni 2018

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