Dieser Kriminalroman war für mich so etwas wie Erholung für die Seele nach
vielen ausländischen und actionreichen Krimis und Thrillern liest sich dieser
bodenständige Ermittlungskrimi aus Stuttgart wie ein Roman, bei dem man tief
ein- und ausatmen kann.
Es ist bereits der 19. Roman aus der Schwaben-Reihe, der beim KBV Verlag
erschienen ist. Es ist das große Volksfest der Cannstatter Wasen. Der
Bürgermeister feiert heute mit. Er entpuppt sich als Wildpinkler. Hinter dem
Zelt stößt er beim Entleeren seiner Blase auf eine Leiche. Die Ermittler
finden in Ihrer Nähe einen Zettel mit dem Wort "Menschenschinder"
darauf. Kommissar Braig übernimmt mit seinem Team die Ermittlung. Doch warum
dieses Opfer zunächst offenbar als "Menschenschinder" bezeichnet
wurde, ist ihnen ein Rätsel, handelt es sich doch um einen ruhigen und
beflissenen Rosenzüchter, der mit seinen Züchterkollegen das Volksfest
besuchen wollte. Schon bald müssen die Ermittler erfahren, dass es weitere
Menschenschinder in der Region gibt und es nicht bei dem einen Opfer bleiben
soll.
Wanninger hat einen grundsoliden Kriminalroman präsentiert, der es kaum an
etwas vermissen lässt. Obwohl überwiegend eine ruhige Atmosphäre vorherrscht,
muss der Leser nicht auf actionreiche Szenen verzichten. Das Privatleben der
Ermittler wird nicht herausgehalten aus der Handlung und macht das Personal umso
sympathischer. Der Lokalkolorit ist nicht überstrapaziert. Irgendwo muss ein
Roman spielen, warum also nicht in Stuttgart? Immer wieder streut der Autor
entsprechende Hintergrundinformation zu regionalen oder historischen
Besonderheiten ein, was nie hemmend in der Handlung wirkt.
Was für mich zwar kein störender aber einen nervenden Eindruck hinterließ,
sind die unterschiedlichen Dialekte der deutsche Sprache. Schön und passend,
aber völlig ausreichend ist, dass einige Figuren schwäbisch sprechen. Ist auch
alles verständlich. Aber warum die aus Sachsen stammende Kollegin im
Kommissariat dann auch sächselt, und ein Zeuge berlinert war für mich zu viel
des Guten. Das hätte der Roman nicht nötig gehabt. Aber wie gesagt: nicht
störend, eher nervig.
Fazit
Der Krimi ist ein wohltemperierter Gegensatz zu all den hochgedrehten Thrillern,
den ich gern empfehle.
Vorgeschlagen von Detlef Knut
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veröffentlicht am 22. Mai 2018 2018-05-22 07:40:49