Kernkompetenz für die Umsetzung der Intelligenz
"Leimen sie nie die Bauklötze fest!"
Das ist ein guter Rat, den der Neurowissenschaftler Eagleman und der Musiker und
Komponist Brandt dem Leser inmitten des Buches mit auf den Weg geben. Und damit
sind, zunächst (und natürlich dann auch im übertragenen Sinne) tatsächlich
Lego-Steine gemeint (was nur eines der vielfachen Dinge ist, an denen die beiden
Autoren ihre Inhalte griffig, prägnant und in bester Form beispielhaft
verständlich im Buch Illustrieren. Neben zudem vielfachen grafischen,
fotografischen Beispielbildern und einer "kreativen" Buchgestaltung an
sich bereits).
Ein Motiv, entliehen aus "Lego-Movie" und anspielend auf einen Vater,
der seinen kleinen Sohn dauerhaft daran hindern will, an seinem Projekt, der
riesigen Lego-Stadt im Keller des Hauses, zu spielen. Alle Steine sollen mit
unlösbarem Leim miteinander verbunden werden. So dass der Sohn nichts mehr
kaputt, nichts mehr in Unordnung bringen kann. Das eigene Werk "einfrieren
wollen", die unsagbare Mühe des Aufbaus zementieren, das ist die eine
Haltung (Vater). Mit den Dingen "spielen", versetzen, anders bauen,
neu bauen, die Struktur der Stadt "flüssig" lassen, das ist die
andere Haltung (Kind). Haltungen, die natürlich in diesem Beispiel ein
Grundverständnis von Kreativität geben und damit dem Leser in sehr einfacher,
spielerischer Form einen Begriff von der inneren Disposition des Menschen selbst
geben. Denn letztlich sind beide Wünsche, der zu bewahren und der, neue Wege
und Möglichkeiten zu suchen, in jedem Menschen angelegt. Nur eben verschieden
stark ausgeprägt, auch je nach Lebensphase.
"Zerstörung ist eben nicht nur zerstörerisch, sondern auch
schöpferisch" - was genau in jene drei Elemente passt, welche die Autoren
als grundlegend für das Leben von Kreativität im Buch setzen und dies fundiert
und überzeugend erläutern.
"Biegen. Brechen. Verbinden". Aus Impulsen biegsam neues Formen. Aus
Bestehendem, sei es auch noch so perfekt, Neues erschaffen (unter Brechen der
vorhandenen oder noch getrennte Dinge), Ideen, Gedankengebäude, Beziehungen in
neuer, interessanter Weise überhaupt erst einmal hinein verbinden. Daher sollte
man nie Bauklötzchen mit unlösbarem Kleber fest verbinden, denn der Spieltrieb
des Menschen zum einen, das Leben selbst aber zum anderen, bilden eher einen
ständigen Fluss von Ideen und möglichen Entwicklungen, der erst Kreativität
freisetzt und eine ständige Entwicklung der eigenen Person, der Beziehungen, in
denen man steht und der "Welt der Dinge" nicht nur in Gang setzt,
sondern gar voraussetzt, damit der Mensch sich frei entfalten kann.
"Die Tradition ist ein Führer, kein Kerkermeister". Und da, eine
weitere Erkenntnis der Autoren "Kreativität nicht einfach vom Himmel
fällt", braucht es eben Anregungen, Aufgaben, Unordnung, es braucht
"Material", um die Kreativität anzuregen und damit die Intelligenz
des Menschen konstruktiv freizusetzen.
"Die Kultur muss uns die Bauklötzchen liefern". Aus denen dann, oft
weiß man gar nicht wie, schöpferische Kräfte entstehen. Kunst, Kultur, Musik,
Malerei, Literatur, Ideen als Anstöße für kulturelle Veränderungen und neue
Entwicklungsfäden, praktische Ideen, Experimente, Laborversuche, wiederum
Ideen, aus denen neue Entwicklungsfäden für die technischen Innovationen
heraus geboren werden. Immer aber gilt: Das alles kommt nicht aus dem
"Nichts". Es bedarf in jeder Ausrichtung eine Art schwärenden
Nährboden auf Ideenebene und zur Verfügung stehendes Material, das plötzlich
in anderer als gewohnter Weisevielleicht genutzt, anders zusammengestellt,
anders geformt wird.
Das übrigens, wenn man es recht bedenkt, vollzieht jeder Mensch in seinem
Leben. Meist eher in einem kleineren Rahmen. Aber die Dinge anders sehen zu
können, als sie aktuell sind, dran bleiben an dem, was an Denkbarem möglich
wäre und sich nicht allzu schnell wieder zurücklehnen zu wollen und ein
gewisses "spielerisches Gemüt" sich im Leben zu bewahren, dass sind
jene Grundpfeiler der Kreativität, die beide Autoren nachhaltig und
überzeugend betonen und für sie vielfache praktische Beispiele (und Tipps) im
Buch vorliegen.
Fazit
Sehr lesenswert. Denn klar wird: Eine Ordnung, eine Welt, ein System, einen
Rahmen "zementieren" zu wollen, wird nicht dauerhaft funktionieren.
Auch wenn man sich in seinem Ideengebäude und materillen Umfeld noch so wohl
fühlt. Dieses Wissen aber wird im Buch reichlich entschädigt durch die
vielfachen Motivationen, die eigene Kreativität mit Freude spielen zu lassen.
Inklusive der Befriedigung, etwas verändert oder neu geschaffen zu haben.
Vorgeschlagen von Lesefreund
[Profil]
veröffentlicht am 14. Mai 2018 2018-05-14 10:47:12