Differenzierte und interdisziplinäre Betrachtung
Das Problem mit der "Pop-Kultur" ist, dass im Lauf der Zeit seit den
50er Jahren des letzten Jahrhunderts der Begriff "Pop" einerseits
lange Zeit verengt nur auf je zeitgenössische Musikrichtungen angewendet wurde
(und damit eine "Jugendkultur", wenn überhaupt, im Zentrum eines
ernsthaften Diskurses stand) und dass, zum anderen, der Begriff sich in den
daran anschließenden Zeiten so sehr geweitet hat, dass "alle möglichen
Freizeitbereiche" damit stilisiert wurden.
"Allerorts sind die Zeugnisse der Popkultur zu finden...mittlerweile trifft
man trifft man auf Popmusik und auf besondere popkulturelle Formen der Werbung,
des Lifestyles...ebenfalls in Museen und Bibliotheken, in
öffentlich-rechtlichen Medien und zögerlich in den Schulen".
Um sich damit der Popkultur wissenschaftlich in ihrer Bedeutung und einer
Einkreisung des Begriffes zu nähern, setzt das Handbuch zunächst
phänomenologisch an. Individualität, Ambivalenz, Raffinesse,
Verfremdungseffekte, avantgardistische Reize, kultivierter Minimalismus, der
Hand zum Gesamtkunstwerk, diese und einige andere Begriffe beginnen in der
Einleitung näher zu bestimmen, worin sich die Popkultur zunächst auswirkt,
welche Qualitäten und Haltungen sie generiert und welche derselben sich
explizit auf die Popkultur berufen. Wobei in entgegensetzten Schlüssen durch
Ausschluss all dessen, was "nicht Popkultur" ist, damit ebenfalls eine
Schärfung des Begriffes vonstattengeht.
Die vielfachen Autoren im Handbuch erläutern daher differenziert (und mit
vielfachen Literaturhinweisen versehen) den Begriff der Popkultur und bieten so
insgesamt, neben einer deutlichen Schärfung des Begriffes, auch die
Auswirkungen jener "Haltung" als kulturelle Prägung der aktuellen
Moderne. Pop als Kultur wird dabei ebenso definiert, wie Pop-Abgrenzungen
vorgenommen werden und die ursprünglich hoch individualistische Idee des Pop
"entstaubt wird". Die einzelnen Merkmale der Popkultur werden
darauffolgend nachvollziehbar benannt, bis hin zu einer klaren Definition des
Begriffes: "Popkultur ist eine oberflächliche, funktionale, künstlich,
konsumistische, auf Äußerlichkeiten konzentrierte Kultur des
Stilverbunds".
Damit sind sechs Merkmale der Popkultur herausgearbeitet. Äußerlichkeit, auf
Konsum konzentriert, Funktionalität, Künstlichkeit, Oberflächlichkeit,
Stilverbund. Kernbegriffe, die das Handbuch im Folgenden fundiert mit Leben und
Praxis füllt. Indem zunächst die vielfachen Gattungen und Medien vor Augen
gesetzt werden von, zentral, der Musik und ihren diversen Stilen, über das
Radio, Kino, Fernsehen, den Printbereich und die Wirkung in Design, Werbung und
Kunst bis hin zum Internet mit seinen vielfachen der Popkultur zurechenbaren
Blogs, soziale Medien und Computerspielen.
Im dritten Hauptteil wendet sich das Handbuch den verschiedenen Begriffen und
Konzepten der Popkultur umfassend zu, hier sei vor allem auf den zentralen
Beitrag von Thomas Hecken verwiesen, der in "Lebensstil und
Zeitgeist", der auch anhand des "Gesamtkunstwerkes" Elvis Presley
aufweist, dass die "Musik" (oberflächlich gesehen das
"Eigentliche" an Elvis, in der Tiefe gesehen von Beginn an nur
"ein Aspekt unter vielen anderen" des "Phänomens"
Elvis") nur ein "Transportmittel" eines
"Gesamtkunstwerks" darstellet, dass erst ins einer Gesamtheit
kulturelle Relevanz, dann aber eine hohe, ergibt.
Was zum einen "von Fans" übernommen wurde bis hin zu kleinen
Elementen der "Lebensweise" des Künstlers und, vor allem, als
"Marke" auf andere Güter übertragen wurde und damit Teil der
Alltagswelt zumindest der westlichen Kulturen wurde. Pop gestaltet
"Zeitgeist". Nicht irgendwie, sondern in Abgrenzung zum vorhandenen
und nicht willkürlich, sondern gegen die "allgemeine Vermassung"
gerichtet (und dabei dennoch Teil dieser und mit dieser "spielend").
Ein "Pop-Lebensstil", der sich "integrieren lässt" in das
"normale Leben", was die anfangs erwähnten Abgrenzungsschwierigkeiten
und genaue Fassung des Begriffes mit sich bringt.
Fazit
All dies führt im vierten und letzten Hauptteil des Handbuchs zur Darstellung
der wissenschaftlichen Rezeption der Popkultur in Musikwissenschaft, Soziologie,
Ökonomie, Ethnologie, Culture Studies, Bildungs- und
Kommunikationswissenschaft, Medienwissenschaft, Germanistik, Anglistik,
Amerikanistik und in der Geschichtswissenschaft.
Womit erwiesen wäre, dass "Popkultur" im weiteren Sinne alle Bereiche
des Kulturellen und weite Bereiche des ökonomischen Lebens durchzieht, eine
"Lebenshaltung" schlechthin geworden ist. Die da Handbuch breit
erläutert, darstellt, begrifflich fasst und zu deren wissenschaftlicher
Weiterarbeit das Handbuch vielfache Anregungen hinterlässt.
Vorgeschlagen von Lesefreund
[Profil]
veröffentlicht am 14. Mai 2018 2018-05-14 10:39:23