Angenehm zu lesende "Ich Gehe"-Lektüre
Durchaus bewusst gesetzt ist der Titel doppeldeutig zu lesen. Einerseits als
umgangssprachlicher Aufruf "Geht doch! Läuft! Kommt in Ordnung" und
andererseits als Imperativ an den Leser "Geh Du auch mal!" im
wörtlichen Sinne. Die Füße in Bewegung setzen. Wobei, angenehmerweise, Hauser
sich weder dem Kanon der "bewussten Geher" oder "Wallfahrer"
anschließt, noch einen der Romane über "Pilgerschaften" der letzten
Jahre versucht, nachzuschreiben.
Ein einfacher Erfahrungsbericht ist es, den Hauser mit dem Buch in den Raum
setzt. Ein Bericht von vielen Begegnungen, vielen Orten, vielen kleinen
Anekdoten, vor allem von Lebensfreude und einfachem "Gehen". Auf den
beiden eigenen Füßen. Die, wie Hauser schreibt, zunächst noch in
Wanderstiefel steckten (gut eingelaufen, aber seit Jahren nicht mehr
regelmäßig benutzt), die dann in Sandalen Atmen dürfen und, teilweise, sogar
Barfuß den Boden spüren, begehen, ertasten. Was den Mann mit 60, gerade in
Ruhestand, dazu trieb? Keine unbedingte Erleuchtung, kein Zwang, kein festes,
geplantes Vorhaben, sondern reine Lust.
In der Erinnerung an die Kinderzeit, an das "umherstreifen" durch die
Orte, Wiesen, Wälder. In der Erinnerung an das Gefühl der Freiheit, nirgends
ankommen "zu müssen" aber irgendwo ankommen zu werden und dabei den
Weg, das zu Sehende, die Begegnungen offen, spontan und frei zu genießen. Und,
das sei verraten, Hauser geht weite Wege. Hier geht es nicht um ein Wandern auf
festen Routen oder eine fußläufige Erkundung der Nachbarschaft oder der
Umgebung seiner Heimat. Hier geht es durchaus auch mal vom hohen Norden
Deutschlands nach Rom und weiter.
"Dass dieser Spaziergang schön werden würde, hatte ich mir erhofft. Dass
diese Fußreise ein einziges Glück wurde, liegt nicht nur daran, eines Tages
aufgebrochen zu sein… Es hat zu tun mit den Menschen, die mir
begegneten". Und das sind viele, auch soviel kann vorher verraten werden.
Viele und unterschiedliche Menschen säumen die Wege des Uli Hauser.
"Neugierig, was als nächstes kommt und immer in Bewegung. Ein
"Mutausbruch" ins Blaue hinein".
Mal davon abgesehen, dass einem jeder Arzt sagt, dass Bewegung wichtig ist und
ebenso jeder Arzt vermitteln kann, dass es nicht um Leistungssport-Allüren zu
gehen hat ab einem gewissen Alter und einfaches Gehen genauso gesund und
ausreichend an Bewegung ist, wie Joggen und deutlich gesünder für Herz,
Kreislauf und Gelenke als jedes Fitnessstudio, sind es gerade die Anekdoten, die
vielen Begegnungen, die unverhofften Einladungen, die den Elser am Ende der
Lektüre motivieren, selber einmal loszuziehen. Einfach so. Vielleicht nicht
ganz so weit. Vielleicht nicht ganz so lange, wenn die Freiheit noch nicht
besteht. Aber mit Lust und der realen Möglichkeit, den eigenen Blick zu weiten
und das Leben zu bereichern.
Fazit
In diesem Sinne ist dies ein gut und einfach zu lesendes, sehr animierendes
Buch.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 08. Mai 2018 2018-05-08 10:22:49