Spiel mit der Unklarheit
Dringend sei davor gewarnt, im Lauf der Lektüre der Versuchung nachzugeben, am
Ende kurz nachsehen zu wollen, wie die Verhältnisse wirklich liegen. Denn die
dort noch wartenden Überraschungen würden ansonsten das anregende und
psychologisch überaus spannende Leseerlebnis deutlich trüben. Das sei
erwähnt, weil es hier und da auch Längen, manchmal sich wiederholende unklare
Empfindungen im Thriller gibt, bei denen die Versuchung entstehen könnte, sich
vor der Zeit Gewissheit verschaffen zu wollen.
"Schlechte Nachrichten, Viv".
So schallt es zu Beginn der Ereignisse aus dem Telefonhörer. Und auch wenn es
bei diesem Anruf ihres Mannes Matt nur um Absprachen wegen der (nicht wenigen)
Kinder gibt, von denen eins, Caleb, trotz seiner jungen Jahre bereits mit einer
Herzkrankheit zu kämpfen hat, wird Vivian, CIA Agentin, tatsächlich überaus
schlechte Nachrichten erhalten. Im Rahmen ihrer aktuellen Untersuchung von
"Schläfer-Zellen" in Amerika. Russische Agenten, die seit langen
Jahren als "echte "Amerikaner Leben, aber am Ende des Tages nur darauf
warten, dass ihr "Agentenführer" sie "aktiviert".
Was nun tun, wenn man auf einem der überwachten Computer eines Verdächtigen
fünf Portraitfotos von "Schläfern" findet, von denen eines
unverkennbar den eigenen, vertrauten Ehemann und Vater der eigenen Kinder zeigt?
Und dieser dann, zur Rede gestellt, auch gar nicht groß leugnet. Aber eine
griffige, überzeugende Version seiner Geschichte zu bieten hat und bereit zu
sein scheint, den Kampf für seine Frau und seine Familie auf sich zu nehmen?
Der absolut überzeugend darauf plädiert, sich zu stellen, alles
aufzudecken?
Und dann? CIA Agentin, seit knapp 10 Jahren mit einem russischen Spion
verheiratet? Was wäre mit ihrem Job? Was mit den Kindern? Was mit dem vor
Kurzem erst erworbenem Haus, dass man sich mit beiden Gehältern geradeso
leisten kann? Was wäre mit ihrem Mann, der doch schon längst aus all dem nur
noch herauswill?
Oder? Nicht ohne Grund ist Vivian eine Spitzenkraft. Natürlich schwankt sie,
innerlich, wem sie vertrauen kann, vertrauen soll. Ihren loyalen Kollegen? Unter
denen, am Rande erwähnt, aktuell ein "Maulwurf" gesucht wird? Nur
sich selbst? Ihrem Mann? Oder spielt dieser nur eine Scharade, wenn er
plötzlich mit einem USB Stick und genauen Anweisungen "Juris", seines
russischen Vorgesetzten, daherkommt? Ein gnadenloser Agentenführer, der,
natürlich, Material über Vivians "nicht gemeldete" Entdeckung
besitzt, der nun auch die Agentin unter Druck zu setzten beginnt. Der sich mit
einem eingeschleusten Programm im Zentralrechner der CIA vielleicht nicht
zufrieden geben wird und der, natürlich, weiß, wo sie lebt, wo ihre Kinder zur
Schule gehen.
Wer steht auf wessen Seite? Wie wird Vivian sich entscheiden und wie den Kampf
gegen den Druck und die gegnerische Seite aufnehmen können? Wer unter den
Kollegen ist ein Verräter und wo genau eigentlich steht Matt, ihr Mann? Fragen,
die innerlich an ihr reißen, was Cleveland bestens dem Leser vermittelt,
Fragen, die auch durch einen "Showdown" und eine Klärung all dessen,
was da im Raum steht, noch nicht endgültig beantwortet sein werden.
Vorgeschlagen von Lesefreund
[Profil]
veröffentlicht am 08. Mai 2018 2018-05-08 10:17:25