Rasant
Beamen, Quantenschaum, Mona Lisa? Und ein Zitat aus "Star Trek" vorweg
gestellt? Da scheint die Richtung dieses Thrillers klar, doch der Leser sollte
sich nicht zu früh zurücklehnen. Denn alleine, was die eigentliche Praxis des
"Teleportierens" im Buch angehen wird, wie auch die vorherrschende
Gesellschaftsform, lassen hohe Überraschungen auf den Leser zukommen und,
dahinter nicht schwer erkennbar mitlaufend, gegenwärtige gesellschaftliche
Fragen mitschwingen lassen.
Nicht nur, weil Joel sich in einer Situation wiederfindet, in der "sein
KOM", das Gerät in seinem Kopf, das ihn mit dem weltweiten Netz verbindet,
plötzlich nicht mehr mit ihm sprechen will. Was seine Gründe eben in einer,
zur Zeit des Joel Byram üblichen Art der Fortbewegung, der Teleportation, hat.
Wozu Joel aber einiges an Zeit (und Gefährdung) benötigen wird, die wahren
Hintergründe herauszufinden. Und den wahren "Übeltäter". Ein wenig
für Quantenmechanik sollte sich der Leser im Übrigen auch interessieren (auch
wenn Klein durch sehr anregende Fußnoten hier einiges an Wissen vermittelt),
denn einige Paradoxa des Geschehens lassen sich auf diesem Hintergrund besser in
die Vorfälle einordnen.
In der Dinge "gedruckt" werden (nicht "repliziert", wie in
Star Trek). In der die Luft von Mosquitos gereinigt wird (prima Idee, wenn da
nicht dieser ständige Regen wäre, der nichts anders ist als das
"Urinieren der Mosquitos"). In der die Menschheit eben vor einigen
Jahren mal konsequent war und sich der Politiker entledigt haben (der letzte
Krieg hat das Fass zum Überlaufen gebracht). Ist doch eh klar, wer die Welt
regiert, also wurde das gleich den multinationalen Konzernen direkt übertragen.
Von denen "IT" (International Transport), Erfinder und Hersteller der
Teleporter, einer der Größten ist. Und, wie Joel feststellen muss, leider
nicht zugleich auch einer der fairsten. Natürlich hat auch er die
"Jesiden" und "Gehenniomiten" lange Zeit als religiöse
Spinner und Fanatiker abgetan, doch das beginnt er nun, ziemlich anders zu
sehen. Mit Grund. Auch wenn seine Frau im innersten Zirkel des "IT"
arbeitet. Oder gerade wegen dem, was sie da arbeitet.
Denn was die Leute glauben, wie es geht und wie funktioniert, ist bei Weitem
nicht das, wie es wirklich geht und funktioniert (was in der nahen Zukunft des
Romans damit genauso strukturiert ist, wie es in der Gegenwart der Fall ist).
Als aber etwas schiefgeht, Joel direkt betroffen ist, in den Krieg der
"Gläubigen" gegen die "Technologen" mit hineingezogen wird
und es ihn gar zweimal gibt, da wird Schritt für Schritt klar, dass es in nie
zum Guten sein kann, wenn einzelne, offen oder heimlich, zu viel Macht
anhäufen.
Differenzierte Charaktere, eine Atmosphäre der Verschwörung, ein zwar
verängstigter, aber immer mit einem trockenen Spruch (auch sich selbst
gegenüber) agierender Protagonist, ein hin- und herwogen von Vorteilen und
Nachteilen, Angriff und Verteidigung, Gefangen werden und sich befreien bis hin
zum breit angelegten "Show-Down", Klein erzählt rasant und technisch
fundiert, wobei er das Tempo nur selten kurz bremst und auch den Humor nicht
vergisst.
Fazit
Sehr unterhaltsam und lesenswert, gerade im Blick auf die aktuell anstehenden
Entscheidungen, wohin sich die Zukunft eigentlich ausrichten wird und wer das
zentral bestimmen will (und wird?).
Vorgeschlagen von Lesefreund
[Profil]
veröffentlicht am 02. Mai 2018 2018-05-02 10:40:04