Akribisch und dicht erzählte Wissenschaftsgeschichte
"Pickering lobte Mrs. Flemings Herangehensweise, auch wenn er damit die
willkürliche, empirische Herangehensweise ihrer Klassifikation
missbilligte".
Und das, wo auch galt: "Es gab eigentlich keinen Grund mehr für Mrs.
Draper, an dem Traum festzuhalten, die Forschungsarbeit ihres Gatten (Henry
Draper) selbst fortzuführen". Nach damaliger gesellschaftlicher Norm, nach
damaliger Betrachtung der "Stellung der Frau" und im Blick darauf,
dass Ende des 18., Anfang des 19. Jahrhunderts gerade auch die gesamte
Wissenschaft in Händen von Männern lag, wäre also klar gewesen, dass die
Witwe Draper sich still in ihr Kämmerlein zurückzieht. Weit gefehlt aber, was
den Charakter dieser und anderer, ähnlich denkender Frauen betrifft.
"Mrs. Draper hat sich dazu entschlossen, Cambridge ein
71-Zentimeter-Spiegelteleskop einschließlich Montierung zu übereignen".
So verkündet es Edward Pickering, Leiter des "Harvard College
Observatory" am 1. März 1887. Und das ist nur der erste Schritt der Mrs.
Draper. Aber nicht als "Forscherinnen" oder "Astronominnen"
galten sie und ihre Weggefährtinnen, sondern maximal als
"Assistentinnen", welche die akribische Feinarbeit der Auswertung der
damaligen, frühen Fotografien von Sternen, Lichtbrechungen durch Prismen und
anderes mehr "im Hintergrund" zu erledigen hatten.
Doch die Geschichte wird sich drehen. Die "Damen im Hintergrund"
werden detailliert und akribisch noch ganz anders fündig werden und, am Ende,
wichtige Beiträge zur Astronomie und zu Erklärungen des Sternensystems
beitragen. Was Dava Sobel zwar eher in nüchterner Sprache biographisch
erzählt, aber auch mit Spannung zu versehen versteht und dabei einen
prägnanten Einblick in das Wirken als "Wissenschaftlerin" jener Tage
mit all den Vorbehalten der "wissenschaftlichen Welt" vor Augen
führt.
"Auch wenn Miss Cannon Tausende von Meilen von dem Ort der Tagung entfernt
war…..Henri Norris Russel, der derzeitige Vorsitzende des Ausschusses für
Sternenklassifikation hatte sie Anfang 1919 um ihre Mitarbeit gebeten".
Nach und Nach fand das Werk der Frauen auch bei Männern Beachtung, nachdem zu
Beginn nur zwei, drei Wissenschaftler Mrs. Draper und die Ihren unterstützt
hatten.
Fazit
Eine fundierte biographische Beschreibung konkreter
"Wissenschaftsleben", zugleich Abbild der Gesellschaft jener Tage und
Zeugnis der eigenen "Bewegung" mit Gründung eigener
"Gesellschaften", Dissertationen und beachteten Ergebnissen, die
anderen Frauen den Weg später ebneten. Eine interessante Lektüre, wenn auch
überaus sachlich im Ton.
Vorgeschlagen von Lesefreund
[Profil]
veröffentlicht am 28. März 2018 2018-03-28 12:03:47