Frisch erzählt und geht zu Herz
Was macht man als Teenager, wenn die Mutter plötzlich gestorben ist und dann
auch unter, vermeintlich, solchen Umständen? Was macht man als Mann, wenn einem
der Boden unter den Füßen weggezogen wird und man völlig überfordert vor der
emotional heftig reagierenden Tochter? "…aber dann wären Dad und ich
allein gewesen. Hier kann ich wenigstens betrunken sein!".
Aber vor allem, was macht man als verstorbene Mutter, die spürt, dass sie im
"Zwischenreich" nicht endlos Zeit haben wird, die ihr wichtigen Dinge
für ihre Lieben noch zu ordnen? Was für Madeline in allererster Linie heißt,
ihrem Mann umgehend eine passende, neue Frau zu finden, die Eve nicht sofort aus
dem Haus heraus grault. Und, nebenbei im Übrigen, auch das Dunkle um ihren
eigenen Tod herum zu lichten und die Wahrheit ans Licht zu bringen.
Denn, das ist Madeline klar, das geht gar nicht an, dass ihre Tochter Zeit ihres
Lebens damit leben muss, dass ihre Mutter Selbstmord durch einen Sprung von
einem Gebäude begangen hat. Ohne ersichtlichen äußeren Grund. Und so erzählt
Fabiaschi eine Geschichte, die in Richtung "Ghost - Nachricht von Sam"
geht in frischer Sprache, sehr flüssig zu lesen und mit anderen Vorzeichen und
Zielen versehen neu und anders. Auf eine Weise, die Spaß macht, zu lesen und
die in Teilen auch Kriminalanteile (gerade zum Ende hin) mit enthält.
Wie loker und leger Madeline dabei mit ihrem Tod umgeht, wie wenig auf die
Tränendrüse gedrückt wird und wie empathisch sich Fabiaschi in die drei
Personen der erzählenden Perspektiven hineinversetzt (abwechselnd wird von
Madelins Versuchen, die Welt der Gegenstände (die sie nicht mehr berühren
kann) zu manipulieren, von Eves traurig-stacheliger Art des Umgangs mit all dem
(und all denen) und von Brads, des Ehemanns, ernsthaftem Versuch, irgendwie eine
Lösung finden zu müssen ohne zugleich ständig in sich zusammenzubrechen vor
Trauer.
Und dabei wird der Leser im Lauf der gesamten Geschichte angerührter Zeuge
(sprachlich aber dabei immer mindestens einen Schritt weit weg von Kitsch und
Tränen gehalten) der Entwicklungen der Personen. Das Madelin irgendwann in Ruhe
loslassen kann, dass Eve zu sich findet und ihren Weg vor sich sehen wird und
dass Brad, der Karriere-Mensch, das Zwischenmenschliche (samt vielleicht neuer
Liebe) endlich zu würdigen weiß. Was auch an der neuen Nachhilfelehrerin
liegen mag, die nicht ohne "Hintergrundarbeit" Madelins ins Haus
kommen wird.
Fazit
Eine fesselnde und einfach schöne Lektüre.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 28. März 2018 2018-03-28 10:41:29