Akribische Ermittlungsarbeit mit Längen
"Mein Name ist Alexander. Jeremy Alexander". Was natürlich eine
kleine Anspielung auf den MI6, James Bond und die Welt der Geheimdienste ist.
Wobei jener "Alexander" den Rest des Buches eher im Hintergrund,
indirekt verbleibt, dennoch aber in den Überlegungen von Lisa Mattei, der
leitenden Ermittlerin in diesem Fall auf schwedischer Seite, immer wieder eine
Rolle spielt. Denn, ist diesem Mann zu trauen? Warum erzählt er nur das
Nötigste über die drohende Gefahr? Will er wen schützen?
Dennoch, die Hinweise auf ein geplantes Selbstmordattentat in Schweden sind
ernst zu nehmen, auch wenn der Hauptverdächtige ein stetiges, ruhiges.
sorgloses, hochbegabtes Leben zu führen scheint. Oder einfach nur perfekt
getarnt eine Terrorzelle leitet? Wo sein Vater doch der "Boss" aller
Somalier in diesem sozialen Problembereich einiges vor den Toren Stockholms ist.
Auch wenn bei diesem Vater "alles korrekt und in Ordnung scheint". Und
welche Rolle spielt eine verschwundene Engländerin, in England Vermieterin des
Verdächtigen und wohl auch Geliebte?
Alles Fragen, die in einem sehr, sehr weiten Bogen langsam, aber stetig im
Thriller angegangen werden. Ein Bogen, der nicht nur die langsamen, zähen
Ermittlungsarbeiten an sich dezidiert beschreibt, sondern sich auch Zeit nimmt
für alle handelnden Figuren, vor allem die Riege der sehr individuellen, sehr
differenziert (auch in ihrem Privatleben) beschriebenen Personen auf Seiten der
schwedischen Ermittler.
Denn eines wird auch klar, und zwar schnell. Es kann sein, es liegt nahe, so
wenig das auch jemand zu glauben vermag, ein Doppelagent scheint in den eigenen
Reihen in Kontakt zum Verdächtigen zu stehen. Und das, wo in Schweden
überhaupt je nur ein solcher Doppelagent existiert hat (der jedoch noch lebt
und, merkwürdigerweise, am gleichen Ort wie die Familie des Verdächtigen).
Auch wenn Persson wirklich lange Anlauf nimmt und das ein oder andere fast dazu
treibt, Seiten auch einmal zu überblättern, in der Konstruktion des Falles, in
der vielfältigen Figur der Lisa Mattei samt Mutter, sieben Jahre jüngerem
Ehemann und Kind, für das sie selten bis nie wirklich Zeit findet, im
Zusammenspiel der anderen Ermittler mit Harmonie einerseits, aber auch
Spannungen und Reibungen andererseits, wird der Thriller zu keiner Zeit
langweilig, nur eben an manchen Stellen langwierig.
Fazit
Insgesamt eine anregende, umfangreiche und intelligente Lektüre.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 21. März 2018 2018-03-21 10:58:10