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Friedrich Ani: Gottes Tochter

Gottes Tochter

von Friedrich Ani (Biografie)
Verlag: Droemer Knaur [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Krimi
ISBN-13 978-3-426-19604-5

Preis: 3,97 Euro bei Amazon.de [Stand: 20. Dezember 2024]
Hätte ich gleich gemerkt, dass die Liebesgeschichte im Stil "Romeo und Julia in Deutschland" ein Süden-Krimi ist, hätte ich eher danach gegriffen. Krimi-Leser sind Gewohnheitstiere und hängen an ihren Lieblings-Reihen.
Die 18-jährige Julika lernt im trostlosen Familien-Weihnachtsurlaub Rico aus Rostock kennen und verliebt sich in ihn. Als Julika später spurlos verschwindet, reist Kommissar Süden vom Dezernat 11 der Münchener Polizei (Vermisstenstelle) in den wilden Nordosten, um mit Rico und seiner Mutter zu sprechen.
Süden kommt dort gleich dreifach in die Fremde: als Wessi, als Polizist, dem man bessere Arbeitsbedingungen als im Osten unterstellt und als Person, die Freiheit bisher als selbstverständlich vorausgesetzt hat. Die Kollegen in Mecklenburg-Vorpommern stellen gleich klar: nach Bayern kann man in Urlaub fahren, aber die Ermittlungen solle Süden doch besser ihnen überlassen.
Weder Süden noch Julika wußten bis zu diesem Zeitpunkt, dass Rico und seine Freunde 1992 an den Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen beteiligt waren, bei denen ein Vietnamese ums Leben kam. Ricos alte Clique und die Folgen der damaligen Ereignisse bringen ihn und Julika in höchste Gefahr. Das ungleiche Paar flieht nach Berlin.
Ani zeigt die ausweglose Situation der gerade volljährig gewordenen Tochter eines aggressiv-überbehütenden Vaters ebenso überzeugend wie die Abhängigkeiten in einer ostdeutschen Kleinstadt. Mit seiner Schilderung der Nöte, die Kinder und Jugendliche zu Ausreißern machen, hält der Autor der bundesdeutschen Gesellschaft den Spiegel vor.

Die Person Süden begeistert mich immer wieder: persönlich unangepasst, mit Verständnis für private und berufliche Krisen seiner Kollegen, unaufdringlich besorgt um die als vermisst gemeldeten Personen, nach denen seine Abteilung fahndet.
Fazit
Friedrich Ani hat sich nach "German Angst" wieder an ein Thema gewagt, dass dicht an tatsächliche Ereignisse angelehnt ist. Ein bayerischer Autor, der Rostocker Jugendliche schildert, begibt sich auf einen schmalen Grat. Doch Respekt: Anis Personen überzeugen.
7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne
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Vorgeschlagen von Helga Buss [Profil]
veröffentlicht am 05. April 2004

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