Christian Wagner arbeitet als Staatssekretär im Gesundheitsministerium und ist
studierter Pharmakologe. Als er verdächtigt wird, als Lobbyist für einen
privaten Krankenhauskonzern tätig zu sein, schlagen in Berlin die Wellen hoch.
Wagner setzt sich beruflich vehement für die Fusion zweier Krankenhaus-Ketten
ein, die das Kartellamt höchst kritisch sieht. Privat lebt Wagner mit Sarah
Wolf zusammen, Journalistin und Produzentin der Talkshow
"Hauptstadtstudio". Ihre Produktionsfirma Sarah Wolf Media hängt
direkt von Quoten und Folgeaufträgen des Senders ab. Im journalistischen
Haifischbecken der deutschen Hauptstadt hat Sarah die erwünschte Quote
abzuliefern, wenn sie ihre Mitarbeiter weiter bezahlen will. Ihre Beziehung
haben beide bisher noch geheim gehalten; denn sie lässt sich wohl kaum mit
Sarahs politischer Unabhängigkeit als Moderatorin vereinbaren. Als Christian
unter verdächtigen Umständen tot aufgefunden wird, schließt Sarah von Anfang
an aus, dass ihr Partner sich das Leben genommen haben könnte. Noch kurz vor
Christians Tod wollte ihn dringend der Afrikaner Dr. Ambogo sprechen, der
allerdings verdächtig schnell aus Deutschland abgeschoben wird, noch ehe Sarah
mit ihm sprechen kann.
Während in Düsseldorf Kommissar Paul Sellin nach schwerer Krankheit in den
Dienst zurückkehrt, wird dort zufällig die Leiche einer vermissten
Menschenrechtsaktivistin gefunden. Johanna Kling hatte sich innerhalb einer
Hilfsorganisation kritisch mit dem Bereich Ostafrika befasst und dabei
offensichtlich in ein Wespennest gestochen. Paul Sellin zeigt sich unerwartet
betroffen von dem Vermisstenfall, weil sein Verhältnis zu seiner eigenen
Tochter seit Jahren auf Eis liegt. Da die Polizei sich ihrer Ansicht nach zu
früh auf die Selbstmord-Hypothese konzentriert, beschließt Sarah, selbst einer
Spur nach Dadaab zu folgen, einem Flüchtlingslager für Somalier in Kenia.
Dass Christian als Lobbyist für ein Flüchtlingslager tätig gewesen sein soll,
muss selbst Sarah als nahestehender Person verdächtig vorkommen. Als Inhaberin
einer Produktionsfirma kann sie auf in der Recherche erfahrene Mitarbeiter und
Kameraleute zurückgreifen. Wenn Europäer unvorbereitet nach Afrika reisen,
wirkt das meist so naiv wie leichtsinnig. Auch Sarah und ihr Team stapfen
reichlich blauäugig in einer ihnen fremden Kultur herum, in der sie
überraschenderweise weder an einem Skorpionbiss noch an anderen Widrigkeiten
sterben.
Die mögliche Verbindung zwischen dem Berliner Politiker, der toten
Menschenrechtsaktivistin und einem Flüchtlingslager in Kenia scheint anfangs
aberwitzig. Doch die Wirklichkeit kann grotesker sein als ein Roman. Außer
Sarah beißt sich jedoch auch Paul Sellin an dieser Spur fest. Nebenbei werfen
die Arbeitsbedingungen in Sarahs Produktionsfirma die Frage auf, wie die Arbeit
sie und ihr Team verändert und ob sie selbst diese Entwicklung überhaupt
wahrnehmen können.
Fazit
Mit schnellen Schnitten, Ereignissen an wechselnden Schauplätzen und
Ermittlern in zwei Fällen baut Horst Eckert von Beginn an Spannung auf. Mit der
Verknüpfung von Lobbyismus mächtiger Konzerne, Hauptstadt-Journalismus und den
Flüchtlingsströmen aus afrikanischen Staaten trifft er ein hochaktuelles
Thema. Als Leser meint man, mitten im Haifischbecken Berlins zu sitzen und die
Rangeleien der Platzhirsche zu verfolgen. Auch wenn Sarah als Angehörige und
Journalistin hier zum taffen Super-Girl stilisiert wird, bleibt "Der Preis
des Todes" als Einzelband ein höchst aktueller, spannender Polit-Thriller.
Vorgeschlagen von Helga Buss
[Profil]
veröffentlicht am 20. März 2018 2018-03-20 09:41:14