Mit Wortwitz und doch ernsten Folgerungen über die Person hinaus
Während gerade, in Teilen erbittert, über eine mögliche Freigabe von Cannabis
politisch gerungen wird, stellt Susanna Kaloff in ganz eigener, persönlicher
Weise das Thema Alkohol (im persönlichen, vor allem aber im sozialen Kontext
anhand ihrer eigenen Erfahrungen) dem Leser aus erfrischender Perspektive wieder
vor Augen. Und das nicht aus irgendeiner drängenden Not des Alkoholismus in
Suchtform heraus, sondern einerseits von der einfachen Entscheidung getragen,
das Leben nüchtern und bewusst in jeder Situation erleben zu wollen und
andererseits bestimmte Erfahrungen (durchaus auch peinliche) unter
Alkoholeinfluss nicht mehr erleben zu wollen.
"Nein, ich musste nicht aufhören zu trinken!" - "Ich wollte
aufhören, weil ich herausfinden wollte, wer ich ohne Beschleuniger,
Verstärker, Sedierung und ohne ein Glas Wein in der Hand eigentlich
bin".
Weiterhin auf jeden Fall eine dem Genuss zugewandte Frau, eine vielreisende und
kreative Journalistin und ein lebenslustiger Mensch. Das alles in klarem,
frischen, munteren Ton erzählt, einige persönlich überaus peinliche Momente
werden dabei ebenso klar und ungezwungen dem Leser nahegebracht, wie alle
anderen Themen. Wie das z.B. ist, wenn beim erotische Spiel der Geschlechter
zunächst fühlbare Angst in den Raum tritt, ob das noch so ungezwungen
stattfindet mit dem französischen Freund, dem man bisher (nicht nur) im Bett
schon ein wenig "aufgelockert" durch Wein begegnet ist.
Dass das geht, gut geht und gut tut, dass ist die eine Erkenntnis, die Susanne
Kaloff dem Leser nachhaltig vermittelt. Die man aber, ohne diese Seite des
Werkes herabzuwürdigen, eher als die geringer gewichtete Seite der Lektüre am
Ende empfindet. Wie nämlich das Umfeld, das nahe und ferne, reagiert auf dieses
konsequente "Für mich bitte ein Glas Wasser", dass ist durchaus
erschreckend und zeigt mit großer Wucht auf, wie sehr der Alkohol "zum
guten Ton", zum "Dabeisein-dürfen" gehört. Gut, eine 14tägige
"Detox-Phase", das ist in den Kreisen Kaloffs wohl regelmäßig
üblich und wird toleriert, aber im Lauf der Zeit fängt das Munkeln, die
Anzüglichkeiten an und verstärken sich.
"Probleme mit Alkohol"? in Form einer Sucht, das sind die ersten, noch
indirekt angefragten Vermutungen. Spaßbremse, Unlustig und vieles mehr an
Reaktionen zeigen während der Lektüre eins deutlich: Alkohol isst so sehr Teil
des Gesellschaftlichen und geselligen Lebens, dass es nicht nur fast ein Zwang
ist, mitzuhalten, will man nicht mehr und mehr schrittweise in ein
Einsiedlerdasein abrutschen oder ständig Bemerkungen standhalten müssen.
"Sie meinte, solange man nicht mit Fieber im Bett liegt oder eine
chronische Erkrankung hat, gäbe es doch keinen Grund, nicht täglich Alkohol zu
konsumieren".
Fazit
Ein flüssig verfasstes, in der Sprache sehr klares und im Inhalt teils
bedrängendes Buch, dass dem Leser die Augen weit öffnet, wie sehr Alkohol ganz
allgemein und verbreitet "zwanghafter" Teil des "Geselligen
Lebens" ist. Und zudem gelingt es Kaloff, überzeugend die Vorteile eines
"nüchternen" Erlebens vor die Augen zu legen. Empfehlenswert!
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 01. März 2018 2018-03-01 13:42:35