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Adam Haslett: Stellt euch vor, ich bin fort

Stellt euch vor, ich bin fort

von Adam Haslett
Verlag: Rowohlt Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Belletristik
ISBN-13 978-3-498-03028-5

Preis: 14,69 Euro bei Amazon.de [Stand: 02. Dezember 2024]
Als John und Margaret mit ihren Kindern ins Ferienhaus eines Kollegen von John aufbrechen, kann sich niemand so recht auf den Urlaub in Maine freuen. Die Unsicherheit, ob sie das Haus auch für die versprochene Zeitspanne nutzen dürfen, belastet sie alle. Margarets Leben ist von Unsicherheit geprägt und der vagen Hoffnung, dass ihre Ehe mit John gegen alle Wahrscheinlichkeit glücklich verlaufen wird. Bereits vor ihrer Hochzeit in den 60ern erfährt sie, dass John schwer psychisch krank ist; jederzeit könnte er wieder einen Zusammenbruch erleiden. In schlechten Phasen lebt Margaret mit John wie mit einem vierten Kind. Emotionen schienen für ihren Mann immer zweitrangig zu sein. Wer mit 8 Jahren ins Internat geschickt wird, lernt zeitig, die stiff upper lip zu zeigen. Auf ihren Partner als Ernährer und Vater sollte Margaret sich besser nicht verlassen. John ist sehr britisch geprägt, legt Wert auf Manieren und will die Ehe als Form gewahrt sehen. Die Heirat mit einer Amerikanerin bietet ihm ein Schlupfloch, um seiner Welt zu entfliehen. John ist als Fondsmanager beruflich erfolgreich, eine fatale Berufswahl für einen Patienten mit bipolarer Störung. Die Familie lebt über ihre Verhältnisse, verdrängt den drohenden finanziellen Ruin durch Krankheitskosten. Mitten in der Rezession von 1980/81 kehren sie aus den USA nach England zurück, John scheitert beruflich, die Kinder werden innerhalb kurzer Zeit zurück in die USA verpflanzt. Michaels Rückkehr nach England, um dort die Schule abzuschließen, markiert den Beginn eines tragischen, unsteten Lebens. Beide Söhne sprechen in ihren Erinnerungen an ihre Kindheit Unsicherheit und Entwurzelung an, bei beiden sorgt sich der neutrale Beobachter um ihre psychische Gesundheit. Celia erkennt die Dämonen im Leben ihrer Brüder, doch wer hört schon auf die Ratschläge eines Angehörigen. Nach Jahrzehnten erst kommt es zu einem gemeinsamen Termin bei einem Familientherapeuten. Alle drei Kinder hatten auf die harte Tour gelernt, dass Angehörige von psychisch Kranken selten normale Partnerbeziehungen haben können. Margaret wollte es immer allen recht machen, blickt eher mit Staunen als mit Trauer auf ihr Leben zurück. Sie erlebt die Ereignisse als etwas, auf das sie keinen Einfluss hat und prägte mit ihrem Vorbild Michael, Alec und Celia.
Fazit
Adam Haslett lässt fünf Icherzähler sich gegenseitig und ihr Familienleben in den 60ern bis 90ern des vorigen Jahrhunderts beschreiben. Mit erstaunlichem Gespür für Zwischentöne zeigt Haslett die feine Grenze zwischen exzentrischem Verhalten und therapiebedürftiger psychischer Krankheit. Das Leben aller ist gezeichnet vom Schweigen, Beschönigen und fatalen Entscheidungen, die jeden auf seine Art ins Unglück ziehen. Wie aus übereinander gelegten farbigen Folien entsteht am Ende ein Gesamtbild, in dem Leerstellen bleiben, Symbole für das Verdrängen von Krankheit und Obsessionen. Ein großartiger, bewegender Familienroman.
10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne
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Vorgeschlagen von Helga Buss [Profil]
veröffentlicht am 24. Januar 2018

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