Spannender Thriller mit interessanter Mordmethode
Einerseits ist es tatsächlich ein wenig zu bekannt inzwischen, dieses Arbeiten
mit "Vergasungsapparaturen", "White Boards", den vielen
anderen feinteiligen Untersuchungsmethoden samt dem Zusammenkratzen auch noch so
hauchfeiner Staubpartikel, um damit dem Täter näher und näher auf die Spur zu
kommen. Was allerdings nun auch ein stückweit festgelegt ist als allgemeiner
roter Faden der Deaver-Thriller durch die umfassende Behinderung von Lincoln
Rhyme. Der zwar auch in diesem Werk das Haus einmal verlassen wird, aber eben,
auf den Rollstuhl angewiesen, seine überragende Rolle in den Thrillern vor
allem eben durch die wissenschaftliche Forensik erhält.
Das dabei aber zudem noch zwei Seiten einer "Blindschachpartie" im
Buch dargestellt werden müssen, ist nun wirklich ein überflüssiges Anhängsel
und trägt werden für die Tiefe der Personen noch den Fall selbst irgendetwas
aus. Gut also, dass zur Auflockerung das "menschliche Karussell" in
den Nebenhandlungen gut in Schwung kommt. Sei es der ehemalige Lover von Amelie
Sachs (bei der einen Hauch zu oft immer noch betont wird, dass sie als
ehemaliges Modell eine überzeugende Schönheit ist), der vordergründig als
Justizopfer firmiert und durchaus, im Ansatz zumindest, gewisse Gefühle bei der
patenten Ermittlerin wachruft. Die zwar mit Rhyme liiert ist, aber durch dessen
Entscheidung, sich aus der Beratertätigkeit der Polizei zurückzuziehen findet
tatsächlich so etwas wie ein Bruch zwischen beiden statt. Unausgesprochen
natürlich.
Was vielleicht auch mit der jungen Studentin und aktuellen Praktikantin Rhymes
zu tun hat, die einen ebenbürtigen "Kollegen" für diesen ergibt und
auch menschlich den nicht selten bärbeißigen Forensiker zu nehmen weiß. Bis
hin zu Amelies Mutter, die im sich langsam steigernden Finale des Thrillers eine
"elektrifizierende Rolle" einnehmen wird oder dem Betreuer des
bekannten Forensikers, der in Rhymes Augen zu sehr auf ihn achtet. Denn der
überaus intelligente und bestens vorbereitete Täter, der das "Internet
der Dinge" für noch ganz andere "Hobbys" nutzt, hat zwar zum
eine seine "Mission", die er Schritt für Schritt perfide umsetzt,
sieht es auf der anderen Seite allerdings auch gar nicht ein, sich von
Ermittlern dabei stören zu lassen. Und was liegt näher, die bewährte Methode
seines "Hobbys" auch diesen entgegen zu halten.
Fazit
Interessant und gut gelungen ist es dabei, wie der Täter vorgeht und wie Deaver
die umfassende Digitalisierung der Welt und des Menschen selbst bis in die
intimen Bereiche des Privatlebens hinein in ihren innewohnenden Gefahren zum
Thema macht, ohne dabei einen moralischen Zeigefinger zu erheben.
Das, gepaart mit den überzeugenden Figuren (samt "Spielzimmer" des
Täters) und den unterschwellig sich entfaltenden inneren Beziehungen all derer
zueinander ergibt, in Verbindung mit den immer stärker werdenden
Gefahrenmomenten für das Ermittlerteam eine insgesamt runde Mischung, die
unterhält und den Leser durchgehend fesselt.
Auch wenn, angesichts der kleinteiligen forensischen Spurensuchen, der ein oder
andere Durchbruch eher wenig realistisch in einer Millionenmetropole, auch
"offener Straße" eher zufällig des Weges daherkommt.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 11. Dezember 2017 2017-12-11 15:42:18