Wunderbare Landschaftseinblicke
Es beginnt klar, winterlich, frostig. Auch nebelig und verhangen, um dann, noch
vor dem Vorwort, der blühenden Pracht der Landschaft eine bildkräftige Aussage
mit auf den Weg zu geben.
"Das Aussser Land ist, ganz ohne Zweifel, eine Sehnsuchtslandschaft für
alle, die einmal hier waren und für die hier zur Welt gekommenen
sowieso".
Und warum das so ist, davon kann der Leser sich durch die wunderbaren und
bestens ausgewählten Fotografien Stephan Musils mit Leichtigkeit in diesem
Bildband überzeugen. Einer, der mit seiner Kamera seit Jugendtagen bereits
"wie verwachsen" ist, dessen Wege gar nicht soweit vom Aussee
wegführen konnten, um nicht immer wieder zurückzukehren und seine Gefühle,
Intuitionen, wie auch seinen klaren Blick auf diese Landschaft immer wieder
fotografisch zu dokumentieren.
"Wenn sich die Blickwinkel ändern, dann begreift man erst, was hinter der
Sehnsucht steckt, die einen nur dort zur Ruhe kommen lässt, wo man wirklich zu
Hause ist". So schreibt es Klaus Maria Brandauer im Vorwort, so legt es
Musil in seinen beeindruckenden Bildern vor, so erläutert es Franzobel in den
begleitenden Texten, so schaut Gerhard Plasonig auf seine "Ausser
Sehnsuchtserfahrungen" im Werk zurück.
Sei es der Blick von "ganz oben" in die Weite der bergischen,
zerklüfteten Landschaft, seien es fast außerirdisch wirkende Nahaufnahmen vom
Seeufer, sei es sattes Grün vor steiler Felswand, sei es ein Haus im Morgen-
oder Abendrot am See, das wie aus einem Werk Tolkiens im See an die Bäume
angeschmiegt liegt. Klar erkennbar ist, dass Musil jenen "Blick für das
Wesentliche" besitzt, der aus einem einfachen Foto eine Geschichte
generiert und den Betrachter unmittelbar mit hineinnimmt in diese
"atmende" Landschaft. Um auch die "Gegenseite", das
nebelige, dunkle, verhangene, tief eingeschneite der Landschaft kontrastierend
gegen das "blühende Leben" des Sommers zu stellen. Bilder, bei denen
man sich selbst fast wünscht, bei einem heißen Getränk in einem der geduckt
wirkenden Häuser zu sitzen und die Stille und Kälte auf sich wirken zu lassen.
Fazit
Beeindruckende Eindrücke, die Musil hervorragend im Buch vereint und damit eine
"Geschichte ohne Worte" erzählt, die sich beim Leser verankert.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 04. Dezember 2017 2017-12-04 11:00:14