Intelligent konstruierte Ermittlungen
Einer sitzt in der Todeszelle und wartet darauf, die "13 Stufen" nach
oben zum Schafott gehen zu müssen. Vor fast genau 10 Jahren soll der Mann ein
Ehepaar brutal ermordet haben. Ein anderer wird dagegen, auch wenn auch er einer
ist, der einen anderen getötet hat, kurz vor Ablauf der offiziellen Haftstrafe
freigelassen werden. Was darauf zurückzuführen ist, dass ein dritter Mann, ein
Angestellter des Strafvollzuges, seine ganz eigenen Gründe hat, diesem Jun'ichi
Mikamani nicht nur bei der Beurteilung vor der Kommission sehr zur Seite zu
stehen, sondern diesen ebenfalls umgehend als "Assistenten"
anzuwerben. Um eben den Fall des zuerst genannten Todeskandidaten neu
aufzurollen und zu verhindern, dass ein Unschuldiger hingerichtet wird.
Warum aber gerade Mikamani der "Mann der Wahl ist", das wird sich
ebenso erst im Verlauf der ausufernden Ermittlungen und Recherchen zum damaligen
Mord erweisen, wie so manche andere Überraschung auf den Leser wartet. Dies
gilt vor allem in Fragen der Bewertung und Einschätzung der handelnden
Personen. Denn der erste Eindruck täuscht ja nicht selten und in diesem
Thriller sogar überaus häufig. Wie nebenbei lässt Takano während der
intensiven Fortschreibung des eigentlichen Falles den Leser einen ebenso tiefen
Einblick in die japanische Kultur erhalten.
Das Rechtssystem. Die penible Ordnung notwendiger Unterschriften auf
Todesurteilen werden ebenso flüssig erläutert, wie die, dem Westen eher
eigentümlich wirkende, gesellschaftliche Haltung mit ihren Folgen an sich. Da
die japanische Kultur auf umfassender Gemeinschaft aufbaut, gilt bei Verbrechen
zunächst eine Wiedergutmachung zu leisten (auch wenn das, wie im Falle
Jun'ichis, die eigenen finanziellen Möglichkeiten und die der eigenen Familie
bei Weitem übersteigt. Zudem muss sich jeder Straftäter bei seinem Opfer, im
Fall eines Totschlages oder Mordes bei dessen nächsten Angehörigen,
persönlich und überzeugend entschuldigen. Was befremdlich wirkt, hier aber vor
allem durchaus erweiternd und dem Fall am Ende dienend vollzogen wird.
Dass die Zeit knapp wird, der Spuren nur wenige zu finden sind, kaum einer der
Befragten mit der ganzen Wahrheit herausrückt und zudem das ein oder andere
verdeckt falsche Spiel betrieben wird, erhöht einerseits die Fantasie des
Lesers, der lange nicht wirklich greifen kann, in welche Richtung die Auflösung
des Falles sich entwickeln wird, und sorgt zudem für spannende Momente gerade
im Finale des Buches, in dem Takano zeigt, dass er durchaus auch die
"härtere Gangart" sprachlich bestens in Szene zu setzen vermag.
Fazit
Ein interessanter Fall, ein guter Einblick in eine doch fremde Kultur und, trotz
der ruhigen Form, eine anregende Unterhaltung.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 13. November 2017 2017-11-13 12:06:14