Impulse für eine soziale und solidarische Gesellschaft
Klar und deutlich benennen die Herausgeber das Ziel dieser Untersuchung und
vielfachen Betrachtung der Verbindung von Arbeit, Gerechtigkeit und Inklusion.
Eine Zielsetzung, die angesichts einer immer deutlicher erkennbareren Spreizung
des "Anteils" an Arbeit und materiellen Ressourcen auch in den
westlichen Gesellschaften inhärent vorliegt, an Geschwindigkeit zunimmt und
Spaltungen hervorruft, die ebenfalls an Deutlichkeit und Geschwindigkeit
zuzunehmen scheinen.
"Dadurch sollen konzeptionelle und theoretische Grundlagen sowie
gesellschaftliche Perspektiven für eine gerechte und inklusive Arbeitswelt
geschaffen werden".
Die ungleiche Verteilung von Vermögen steht dabei zunächst eher außen vor.
Was eine nachvollziehbare Entscheidung ist, denn die Grundlage des
"Schaffens" einer Gesellschaft ist immer noch und zuvorderst die
Arbeit, die geleistet wird. Hier den Blick noch einmal und klar zu schärfen
für die "Bedeutung der Arbeit für das individuelle gute Leben und das
Zusammenleben in der Gesellschaft" tut aktuell not bei sichtbarer,
ungleicher und daher nicht-inklusiver Verteilung der Arbeit, vor allem aber im
Blick auf die zu erwartenden Entwicklungen der Arbeitswelt in der Zukunft bietet
das Werk eine fundierte Form der Vorbereitung durch Leitlinien an Werten, um
gegen ein weiteres Zerreißen der Inklusion innerhalb der Gesellschaf tim Blick
auf eine "Industrie 4.0" Grundlagen der Steuerung der Entwicklung
herauszuarbeiten.
Entwicklungen, die, auch das ein Gewinn der Lektüre, vielfache Assistenten und
Möglichkeiten zur Inklusion ja auch schaffen könnten. Richtig eingesetzt, sind
moderne technische Hilfsmittel geradezu eine Voraussetzung, auch behinderte
Menschen eine gelichwertige Teilnahme an der Arbeitswelt zu ermöglichen. Gut
geordnet bearbeiten die vielen Autoren und ihre Beiträge im Buch fünf
wesentliche Bereiche des Themas.
Zunächst wird die aktuelle Bedeutung der Arbeit differenziert beleuchtet und in
solide Thesen gefasst. Die Spaltung findet dabei hier ebenso ihren Platz, wie
die konstruktiven Perspektiven (und Gefahren) für Menschen mit und ohne
Behinderung durch die Digitalisierung der Arbeitswelt. Mit ebenso klarem Blick
für die "strukturellen Probleme des Systems", zu dem
"Ausgrenzung" als grundlegende Folge kapitalistischen Wirtschaftens
zunächst einmal dazugehört. Wo sind die "Grenzen der Arbeit" und wie
könnten diese, inkludierend, anders gesetzt und verschoben werden? Fragen, auf
die das Werk keine endgültige Antwort bereithält, sich diesem
Spannungsverhältnis aber offen stellt.
Was im zweiten Hauptteil praktisch wird, wenn die Inklusionsforschung in den
Mittelpunkt gerückt wird und damit Grundlagen der Zivilisation und der
zwischenmenschlichen Zusammenarbeit benannt werden. Auch dies Felder, in denen
die aktuelle Zeit eher auf ein "auseinanderdriften" hinsteuert, senn
auf eine breite inkludierte Haltung. Warum dieser Ausschluss
"schlecht" ist und was daran geändert werden könnte wird in diesem
Teil breit vor Augen geführt. "Dass soziale Exklusion, wo sie drastische
Formen annimmt, zu einer Zerreißprobe moderner Gesellschaften werden
kann".
Ein Gedanke, der im folgenden dritten Hauptteil konkretisiert wird im breiten
Blick auf die besonderen Probleme der Inklusion von Menschen mit Behinderung.
Die Gegenüberstellung von Werten der "Anerkennung und Freiheit"
gegenüber dem Fetischismus der reinen Effizienz beleuchtet das grundsätzliche
Spannungsfeld der Arbeitswelt, nicht erst in der letzten Zeit.
Was im Übrigen, wie die Autoren im vierten Teil des Werkes herausarbeiten,
nicht nur eine moralische Kategorie darstellt, sondern in einem konkret
gesetzten, mit klaren Zeilen versehenen, rechtlichen Rahmen stattfindet. Ein
Rahmen, der ganz eigene Spannungen und Reibungen in sich selbst aufweist, die in
den Beiträgen explizit herausgestellt werden. Was darüber hinaus im Rahmen der
Globalisierung viel weitergehende Notwendigkeiten der Betrachtung von Inklusion
nach sich zieht, als nur in der "kleinen Welt" vor Ort möglich
wären. So wundert es nicht, dass realistisch im Werk eingeschätzt wird:
"Die Versöhnung der drei Elemente Arbeit, Gerechtigkeit und Inklusion kann
allenfalls partiell du immer vom Scheitern bedroht, gelingen".
Und dennoch bietet der Band vielfache Hinweise und eröffnet Möglichkeiten
eines Prozesses hin zu einer gerechten und inkludierenden Arbeitswelt, betont
aber überzeugend und einsichtig, dass dafür innere Widerspräche im
politischen Rahmen, im gesellschaftlichen Verständnis und in der Ausrichtung
der Arbeitswelt rein auf höchstmöglichen, effizienten Profit hin zu verändern
sein werden. Wofür die Beiträge im Werk genügend drängende Gründe und
genügend Denkanstöße liefern.
Fazit
Eine nicht einfach zu lesende, aber wichtige Erhebung zum Status Quo, zu den
Gefahren und den Möglichkeiten der "Umlenkung" angesichts einer sich
spaltenden (Arbeits-) Welt.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 14. Oktober 2017 2017-10-14 13:03:38