Wissen wovon man spricht und was einen prägt
Judentum. Christentum. Islam. Buddhismus. Hinduismus.
Betrachtet man die Gesamtbevölkerung des Planeten und ihre mehr oder minder
intensiv und offen gelebte Zugehörigkeit zu Religionen, ist der Begriff
"Weltreligionen" für die fünf genannten Religionen absolut
zutreffend. Getrau der Definition von Gustav Mensching setzten die beiden
Autoren hierbei die Abgrenzung zu "Volksreligionen" durch deren
Beziehung auf den "Menschen ans ich" und nicht eine konkrete
kulturelle Gruppe, die mit dem Begriff auch der "Universalreligionen"
bezeichnet werden können. Ruhig und sachlich, mit vielfachen Bildern zur
Illustration und herausgehobenen "Info-Bereichen", werden im Werk die
Glaubens- Dogmen und Frömmigkeitsgeschichte der jeweiligen Religion vor Augen
geführt.
Ebenso findet die Geschichte der jeweiligen Ethik verständlich angeführt,
ihren Platz in den Beschreibungen, wie auch die "weltlichen" Bereiche
der genannten Religionen durch Kriege, militärische Eroberungen, durch Händler
und Missionare, durch eine religiös motivierte Wissenschaft und durch die
Verantwortung für "Aufstieg und Niedergang bestimmter
Herrschergeschlechter" oder ganzer Nationen ihren Platz im Buch. Natürlich
ist klar, dass die Religionen über tausende von Jahren hinweg zutiefst
kulturprägend in allen wesentlichen, gesellschaftlichen Bereichen gewirkt
haben. Dennoch ist es interessant und anregend, sich dies durch die kompakten,
aber präzisen und inhaltlich für eine erste Orientierung ausreichenden
Darlegungen wieder und noch einmal vor Augen zu führen.
Denn manche Grundlagen der Weltreligionen sind widerlegt und / oder überholt,
die "Ausläufer" dieser Grundlagen bestimmen aber in nicht wenigen
Fällen immer noch das "sittliche Grundempfinden" und das
Selbstverständlich vieler von den konkreten Religionen geprägter Kulturen. Was
sich nicht nur an der aktuellen, gewaltsamen Reibung des "politischen
Islam" mit dem, durch die Aufklärung stark veränderten,
"christlichen Abendland" fassbar betrachten lässt.
Dabei folgen die Autoren nicht strikten und starren Formen der Darstellungen,
sondern setzen, verständlich begründet, Schwerpunkte in der Geschichte der
Weltreligionen. Sei es beim Islam die zu Beginn mit gewaltsamen Konflikten
einhergehende Ausbreitung und die sich nicht zuletzt daraus ergebende
"Rechtfertigung islamischer Herrschaft", sei es die (neben der auch
breiten Gewalt) Dogmen- und Frömmigkeitsgeschichte im Christentum (die
wesentlich für Gewalt, Inquisition oder Kreuzzüge Grundlagen legte). Ein
Blick, der sich beim Judentum ganz anderes im Schwerpunkt ausrichtet, denn durch
den Verlust einer "Heimatstätte" über Jahrhunderte hinweg stellt
sich fast automatisch das "konkrete Gemeindeleben" in der Diaspora als
Scherpunkt vor Augen.
Fazit
Übersichtlich, den einzelnen Besonderheiten der jeweiligen Religionsgeschichte
gerecht werdend und sehr verständlich in Text und Bild, vermittelt das Werk
Basiswissen und konkrete Wichtigkeiten der Geschichte, aber auch des
Selbstverständnisses der fünf Weltreligionen, das sich in vielfachen Formen
wechselseitig aus der Geschichte ergibt und sich in dieser widerspiegelt.
Eine empfehlenswerte Lektüre.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 06. Oktober 2017 2017-10-06 14:18:03