Nicht immer schlüssig und mit Längen
Auch wenn der Klappentext vom Duo Sam Berger und Molly Brown spricht, Ex
Polizist und Ex Geheimdienstagentin, beide "unter der Hand" von ihren
ehemaligen Diensten gejagt, und auch wenn beide Figuren in diesem Thriller eng
gemeinsam arbeiten, Bergers ehemalige Kollegin und Freundin "Deer"
gehört ebenso zum geheimen Ermittlerteam und beansprucht eine Perspektive im
Buch durchaus für sich. Eine Ermittlung, die manches Mal wirkt, als hätte Dahl
hier zu viel des Guten mit hineingepackt. Was vor allem lange Zeit eher
unverbunden wirkend nebeneinander steht.
Die Landschaft Schwedens und ein Serienmörder, den es in Schweden doch einfach
nicht geben kann. Offiziell. Und dessen Hintergrund im Lauf der Zeit eher
fragwürdig denn packend wird. Verdächtige über Verdächtige, die einer nach
dem anderen aus verschiedenen Gründen ausfallen. Eine Schilderung der Arbeit
der Spurensicherung, die Dahl zwar nicht breit, aber doch immer wieder in den
Mittelpunkt rückt und fast so etwas wie Wunder an einem kleinen Fetzen eines
kleinen Fadens irgendwo an der Wand eines Heizungskellers vollbringt.
Zwei Gejagte, die doch eigentlich immer auf der Seite der "Guten"
standen. Eine Bedrohung für alle drei Ermittler, die alleine bereits als Thema
für einen Thriller ausreichend gewesen wäre. Eine "dritte Partei",
die technisch versiert beobachtet (was nicht immer wirklich realistisch wirkt).
BDSM Haltungen, Szenen, Erfahrungen, die weniger in den sexuellen Bereich wie
bei "Fifty Shades of Grey" abdriften, sondern sich vor allem im
mentalen Bereich abspielen und weitgehend nur indirekt Thema im Thriller
sind.
Bis da eine gewisse Ordnung für den Leser entsteht und so manches Verhalten bei
minus 30 Grad (was Duschen und Sport betrifft) für leichtes Kopfschütteln
sorgt und bis ein gewisser Überblick über die Figuren neben den Hauptpersonen
eintritt, vergeht einige Zeit. Was die Figuren im Buch nicht hindert, ein
spontanes "Aha-Erlebnis" nach dem anderen zu erleben, von denen manche
eher an Prophetie denn an solide Ergebnisse von Ermittlungen grenzen.
Beredt und bildkräftig, durchaus an den Personen interessiert (teilweise
vielleicht gar zu viel an Aufhebens um manche Figuren betrieben wird) ergibt
sich mit der Zeit ein dennoch durchaus interessanter Stoff, der sprachlich
flüssig zu lesen ist. Echtes Tempo aber stellt sich selten ein, trotz
ständiger Fahrten von hier nach da ist der Fortgang der Ereignisse eher
gemächlich, daran ändern auch die hier und da eingestreuten
"Aufgeregtheiten" über Ermittlungsergebnisse und Fortschritte nicht
unbedingt etwas.
Fazit
Dennoch, einige hervorragend gestaltete Szenen (der Besuch in einem Haus einer
zwielichtigen Frau, das Finale, Szenen in der psychiatrischen Klinik) bieten
dann doch auch knisternde Spannung und überraschende Auflösungen. Alles in
allem solide Unterhaltung, die aber an die Fälle der "A-Gruppe" mit
ihren hoch individuellen Mitgliedern und komplexen Fällen nicht heranreicht.
Vorgeschlagen von Lesefreund
[Profil]
veröffentlicht am 05. Oktober 2017 2017-10-05 12:16:31