Flüssig, aber auch ein stückweit bieder verfasst
Es ist vor allem die sehr differenzierte, Personen und Orte gut beschreibende,
Sprache, die den Leser durchaus gut mitten hinein in die Ereignisse an diesem,
was die festen Anwohner angeht, eher ruhigen, überschaubaren Küstenstreifen in
Kent. An dem sowohl der Polizist William South als auch einer seiner Nachbarn,
Bob, ihre Freizeit ausgiebig mit der Beobachtung von Vögeln zubringen. Im
Nachgang betrachtet, viel über sich haben die beiden da nie gesprochen und so
ist South auch zunächst auch keine sonderliche Hilfe, als Bob überaus brutal
ermordet aufgefunden wird.
Weder weiß South, wer genau jene Schwester des Mannes ist, die regelmäßig wie
ein Uhrwerk zu Besuch weilt, noch hat er auch nur die blasseste Ahnung, wer dem
Mann etwas Böses hätte wünschen, vor weniger antun können. Zudem,
Mordermittlungen, die scheut William South wie der Teufel das Weihwasser und das
bisher absolut erfolgreich. Doch nun wird er "der Neuen" aus London
zugeteilt und alle seine Ausreden und Versuche, das Geschehen zu meiden, greifen
nicht mehr. Was dem Leser umgehend verdeutlicht wird ist, dass South für diese
"Aversion" einen guten Grund hat. Denn er selbst hat gemordet in
seinem Leben. Ohne dabei überführt oder gar nur verdächtigt zu werden. Und
das soll, muss auch so bleiben.
Mehr erfährt der Leser zunächst nicht und dennoch, eigentlich ist von Beginn
an klar, dass es hier nicht um einen eiskalten Killer in Uniform gehen kann,
sondern eine Verwicklung in dramatische, schicksalhafte Ereignisse in der
Vergangenheit zu finden sein werden, aus denen heraus South eine solch
zurückhaltende und, was sein Verbrechen angeht, auch panische Neigung in sich
trägt. Während seine neue "Partnerin" ebenfalls ihr privates Stück
Erschwernis zu tragen hat und dafür auch mal dienstliche Wege (zumindest
Streifenwagen) nutzt.
So verfolgt der Leser, ganz munter erzählt, die drei Erzähllinien der
Aufklärung des Falles, des Rückblicks auf South Vergangenheit und dessen
eigenen Mord und die sich entfaltende Beziehung zu Cupidi, der neuen Kollegin
mit der eigenwilligen Tochter. Was andererseits allerdings (bis auf die
endgültige Klärung des Mordes an Bob) sehr vorhersehbar vonstattengeht und den
Leser über weite Strecken zwar inhaltlich gut unterhält, aber wenig emotional
in Wallung ersetzt. Weder was ein "Mitfiebern" mit William South
angeht, noch was eine dauerhafte Spannung der Mörderjagd beinhaltet.
Fazit
So bleibt ein gut konstruierter Fall, der aber zu wenig Spannung generiert, um
den Leser durchweg mitzureißen.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 28. September 2017 2017-09-28 15:06:12