Emotional und ein Blick auf die Zeitgeschichte aus ganz besonderer
Perspektive
"Was auch immer an jenem Tag geschehen sein mag, an dem Mare Xaver auf dem
Steg sitzen sah, welche Empfindungen und Wallungen in den dann folgenden Wochen
ihr Gemüt erhitzt haben, erfuhr keine Menschenseele….. Zumindest waren es
diese Sommermonate, die Mares Zukunft lenken würden".
Aber bei Weite, nicht in jene Richtung, die der blutjungen Mare damals traumhaft
in Herz und Winn waren. Ein ganz unerwarteter Weg wird folgen, durchaus aber
durch das sprachliche Geschick und das Talent, tief in ihre Figuren blicken zu
lassen, das Christiane Tarmitz in diesem Werk vor Augen legt, ein Weg, der durch
die emotionale "Achterbahnfahrt" und die weiteren Umstände dann
wiederum in sich logisch und geschlossen wirkt.
"In Mares Leben sollte es zwei dieser Tage sein, Zwei Tage, die bestimmten,
wie es im Leben der jungen Wiesbeck weiterging. Zwei Tage, und auch zwei
Männer: Xaver und ihr Großvater".
Ein besonderer Weg, ein Leben, dass so nicht unbedingt viele in den letzten
Jahrzehnten geführt haben. Nah an der Natur und doch ein gutes Stück weg von
der Welt. Beständig tätig, aber auch mit dem unverstellten Blick in den weiten
Himmel am Tag und in der Nacht hinein. Sennerin, Almbäuerin, auf sich gestellt.
Zu Beginn in äußerer Ruhe, teils Einsamkeit, an der vieles "da draußen
in der Welt" schlichtweg vorbeigeht, ohne Einflüsse auf das Leben am Berg
zu haben. Im Lauf der Jahre dann als Zeugin der sich entfalteten Zivilisation,
die mehr und mehr nicht mehr nur Naturbegeisterte einzelne, sondern im Lauf der
Zeit bis in die Gegenwart hinein nicht enden wollende Ströme von Touristen,
erst nur im Sommer, dann Sommers wie Winters, an der Alm vorbeifließen
ließen.
So ist in diesem Buch vieles herauszulesen. Die Person der Mare in all ihren
Facetten. Der einfache, harte und doch auch beglückende Lebensalltag "auf
dem Berg". Der Wandel der Zeiten mit immer tieferen Einschnitten in die
Natur. Vor allem natürlich, was die rigide Veränderung der Landschaft durch
den boomenden Wintersport anging. Aber auch die Sommer immer belebter.
Klettersteige, die gesetzt wurden, Wanderwege, die "bequem" gestaltet
wurden. Was immer auch, differenziert im Buch, Segen und Fluch zugleich ist. Das
Leben einfacher, den Weg zur Alm erschlossener machte, Zubrot brachte, aber auch
Bedrängung durch die schieren Massen, die breite Bautätigkeit an Liften, die
weniger werdende Ruhe.
Eine Entwicklung der realen Zeit, die zudem im Buch für eine sich aufbauende
Spannung sorgen. Denn beileibe nicht nur äußere Bequemlichkeiten oder Freude
an den Touristen oder Ärger auf die Touristen kennzeichnen die Veränderungen,
sondern zum Ende hin geht es auch ans "Eingemachte". Menschlich und
sachlich. Nicht Lebensgefahr wird drohen, aber das über 70jährige Leben an
diesem konkreten Ort als Sennerin gerät für Mare in immer größere Gefahr.
Was Christiane Tramitz sensibel, mit innerer Spannung (die der Anspannung der
Sennerin bestens korrespondiert) und umfassend detailreich romanhaft über die
gesamte Lebensstrecke der Mare Wiesbeck erzählt. Im Übrigen ohne falsche
"Romantik der Berge" (die es auch gibt), sondern mit klarem Blick und
ebenso klarer Darstellung der Härten dieser Form des Lebens allgemein und des
Lebens der Sennerin im Konkreten.
Fazit
Anregend und interessant im Gesamten zu lesen, wenn auch mit einigen Längen und
hier und da durch die "Zeitenwechsel" auch im Lesefluss gestört.
Vorgeschlagen von Lesefreund
[Profil]
veröffentlicht am 22. September 2017 2017-09-22 13:30:40