Anregende Lektüre
Da hat Logan MacRae in dieser privaten Tragödie mit seiner Lebensgefährtin,
die seit Jahren im Wachkoma liegt und nur von Maschinen am Leben gehalten wird,
gut und erschöpfend innerlich zu tun. Die "Abschaltung" seiner
Lebensgefährtin steht unmittelbar bevor. Gut, dass er sich aus dem hoch
fordernden und im Umgangston stets rauen Stress mit seiner ehemaligen Chefin, DS
Steel ein stückweit zurückziehen konnte. Wenn natürlich auch die privaten
Verbindungen zu Steel und ihrer Lebenspartnerin ob der beiden Kinder, an denen
Logan nicht unwesentlich beteiligt ist, im Raum verbleibt. Doch, der Leser ahnt
es, zu früh gefreut, was die Ruhe angeht.
Eine Leiche im Wald. Übel zugerichtet. Plastikplane über den Kopf als
Todesursache. Ganz die Handschrift eines auswärtigen Gangsterbosses. Und da in
Person von Martine Milne ein örtlicher Geschäftsmann vermisst gemeldet wurde,
könnten das hier die Überreste des Mannes sein. Was man nicht weiß, denn auf
keinen Fall soll die Pläne vom Kopf entfernt werden, bis der Gerichtsmediziner
vor Ort ist. Was dauern kann. Wie alles dauert. Im Regen, im Schnee, bei
durchgehend miesem Wetter in diesem neuesten Thriller von MacBride, der im
Gesamten, wie immer, ein flüssiges, ironisch bis zynisches und spannendes
Lesevergnügen darstellt.
Das nun Sonderermittlungskommandos eintreffen, dass deren Superintendentin Logan
umgehend zeigt, wo die Harke hängt und diesen zum "Kaffee-Mädchen"
sich erzieht (mit Folgen für die Qualität des Kaffees, wie der Leser staunend
miterleben wird), dass unbedingt Steel selbst sich hier nicht abhalten lassen
will von Ermittlungen und Ruhm, dass der Chef der Dienstaufsicht eine ganz
besondere Aufgabe für Logan noch bereit hält, das alles ergibt in dem
larmoyanten Tonfall, den trockenen Sprüchen der Ermittler untereinander und dem
immer undurchschaubarer werdenden Gewimmel von Rauschgift-Razzia, Mördersuche,
überraschenden neuen Erkenntnissen (bei denen eine Ehefrau zur Furie wird)
einen temporeichen und stringenten Thriller.
Dass daneben Logan mit der Ortsgröße des organisierten Verbrechens nicht
unvertraut ist, dieser im Sterben liegt und Logan gerne zu seinem Nachfolger
bestimmen würde, den Polizisten gar zu seinem Nachlassverwalter samt üppigem
Legat aus dem Erbe bestimmt und Reuben, der sich als eigentlich legitimen
Nachfolger geriert, darüber nicht begeistert ist, fügt den Ereignissen eine
zweite, ebenso spannende und anregende Erzähl-Ebene hinzu, die den Leser und
mehr daran zweifeln lässt, dass sich Logan aus diesen vielfältigen Bedrohungen
von Dienstaufsicht einerseits und "Gewerbe" andererseits noch einmal
wird befreien können.
Das Gehege mit äußerst hungrigen und aggressiven Schweinen auf jeden Fall
wartet schon. Fragt sich nur, auf wen der vielfältigen Protagonisten. Und auch
wenn es nicht gleich die Schweine sein sollten, nicht nur Logins Karriere hängt
am seidenen Faden, auch Steel könnte es in ihrer ganz eigenen Art des Umgangs
mit den Regeln zu weit getrieben haben. Je weiter die Ereignisse fortschreiten,
je mehr Prügel stecken Logan, aber auch Steel ein, je derangierter muss er sich
aufrecht halten mit Wunden und Blutergüssen, die irgendwann jede Stelle seines
Körpers betreffen.
Sei es eine Flasche Whiskey für neunundvierzigtausend Pfund, sei es mehr als
ein Kater bei Logan und Steel, seien es die überraschenden neuen Erkenntnisse
über Logans Familie, seien es die teils brüllend komischen Dialoge gerade mit
und um die Person Steel herum, bis hin zum unterirdisch stinkenden Informanten,
MacBride schreibt voller Lust und Lebendigkeit, so dass die Seiten nur so
verfliegen.
Fazit
Ein hervorragender Thriller, wieder einmal, der Reihe um Logan und Steel (die in
gewisser Form vielleicht als Zusammenarbeit der beiden auch an ein Ende kommen
könnte am Ende des Buches).
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 26. August 2017 2017-08-26 12:36:05