Ein überaus schwieriges, aber wichtiges Thema fundiert dargestellt
Nicht selten ist es, dass eigene Belastungen, Probleme, Schwierigkeiten, ja,
auch destruktive Muster in der eigenen Person, nicht "selbst schuld"
sind. Gerade im therapeutischen Prozess wird häufig deutlich, was an Versagen
"von außen" zu unliebsamen Folgen für die eigene Person geführt
hat. Eltern, Geschwister, ehemals vertraute Menschen, Kollegen, ganz Fremde, es
bleibt zunächst Festzuhalten, dass Konstrukte von "Schuld" keine
subjektiven "Einbildungen" darstellen, sondern Realität sind, sodass
man zu Recht ärgerlich, wütend, enttäuscht, getroffen ist. Von dem, was
andere getan haben in Worten und Taten, die lange nachwirken und zu Lasten im
eigenen Leben geführt haben.
Und dennoch ist ebenso wahr, dass ein "nicht Loslassen", sei es, weil
man nicht kann, sei es, weil man nicht will (weil das Konstrukt für die eigene
Person etwas Wichtiges austrägt) letztendlich die eigene Entwicklung behindert.
Einen selbst an einem konkreten Punkt immer wieder festhält. Loslassen können
und (auch durch) Vergeben, das sind wichtige Momente im Verlauf des Prozesses,
zu sich selbst finden zu können und den ganz eigenen Weg konstruktiv und frei
anzugehen. Sehr fundiert, von der ersten bis zur letzten Seite, einerseits
theoretisch aufgearbeitet und anderseits dann Schritt für Schritt für die
Praxis (und aus der Praxis generiert) dargelegt wenden sich die beiden
Autorinnen diesem komplexen, behafteten und schwierigem Thema und Prozess zu.
"Die Zahl der Klienten, die langfristig mit vergangenen Situationen hadern
und im Groll stecken bleiben, scheint immer stärker zuzunehmen".
Und so berechtigt das im Einzelnen auch ist, so eindeutig das Geflecht von
Schuld und Schaden auch tatsächlich vorliegt, dieses "stecken
bleiben" hindert am Ende am Meisten die eigene Person. So ist es gut, sich
dieses Themas anzunehmen und die psychologischen Komponenten, die bei Klienten
zu erwarten sind, breit und fundiert aufzuzeigen (samt möglicher Wege heraus
aus der "Nicht-Vergebungs-Falle"). Wobei "Schuld, Kränkung und
Verletzung" als zentrale Begriffe und zu bearbeitende Themen zunächst
definiert und beleuchtet werden. Methodisch folgen dann im konkreten
therapeutischen Prozess aufeinander folgend die Schritte der Erfassung der
Chancen von Vergebung, das Anerkennen des eigenen Verlustes in vollem Umfang
(samt der damit verbundenen Gefühle von Trauer und Wut), bevor dann "dem
Täter (und sich selbst) vergeben" werden kann.
Dass danach immer wieder "Grübel-Phasen", Zweifel auftreten, dass die
belastenden Gefühle nicht einfach "weggewischt" werden können, auch
darauf gehen die Autoren ein und bieten hier eine methodische Möglichkeit zur
weiteren Begleitung und Integration des "Vergebens" in das weitere
persönliche Leben des Klienten. Bis gesichert gelingt, sich auf die Zukunft hin
auszurichten und einen inneren wie äußeren gesicherten Umgang mit dem
"Verletzer" zu entwickeln. Nüchterne Betrachtungen, emotionales
Ausagieren, meditative Elemente und die Bewusstwerdung eigener innerer Ziele und
Erwartungen gehen in dabei Hand in Hand und finden je ihren konkrete "Sitz
im Leben" des therapeutischen Prozesses.
Fazit
Ein wichtiges Thema, sensibel und fundiert aufgearbeitet, das eine wertvolle
Hilfe für im Bereich professionell Tätige darstellt.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 07. Juli 2017 2017-07-07 14:04:36