Selbsterkenntnisse garantiert
Es gibt so manchen, der sich gefeit wähnt gegen "Die Werbung", gegen
Manipulationen anderer. Weil der Verstand ja weiß, was dahintersteckt. Das
meint man aber auch nur, wie dieses kluge und fundiert vorgetragene Werk der
Londoner Psychologie-Professorin Tali Sharot dem Leser umgehend vor Augen
führt. Fakt ist und bleibt, dass der Mensch ein vor langer Zeit in seinen
Instinkten geprägtes "Herdentier" ist und damit das
"Herausfallen aus dem sozialen Verbund" als eine der größten Ängste
und das "Dazugehören" als eine der wichtigsten Sehnsüchte und
Bedürfnisse gesetzt sind. Eine Grunddisposition, die ein eingehend unbewusstes
Konglomerat von Bedürfnissen und Reaktionsweisen setzt, die mit dem Verstand
kaum zu durchschauen und noch weniger wirklich zu kontrollieren sind. Eine
Grunddisposition, welche die Andockstellen für die Werbung, das Branding, das
Image und jedwede andere Manipulation zur Verfügung stellt.
Letztlich gilt, dass jeder auf jeden, ob bewusst oder unbewusst, Einfluss auf
die Anderen nimmt und auch nehmen will. Manche betrieben dies eben nur
professioneller und geschickter. Und so ist es durchaus nachvollziehbar, wie
wenig Beweise tatsächlich am Ende des Tages an tieferliegenden Überzeugungen
verändernd rühren können, so irrational und nicht selten auch so hinderlich,
gar dumm manche der Überzeugungen auch sein mögen.
"Wir spüren einen inneren Drang, in einem Streitfall oder einer Diskussion
Munition zu liefern, die klarmacht, warum wir recht haben und die andere Seite
nicht".
Eben auch wenn die andere Seite recht haben sollte. Daher gilt auch, wie Sharot
treffend herausarbeitet, dass eben nicht die Menschen, die am Meisten zu sagen
hätten, oder die den besten Rat geben könnte, auch den meisten Einfluss haben.
Was nun aber entscheidet nun aber, wer Einfluss nehmen kann, wem man glaubt und
warum ist das so? Und, vor allem, geht es auch anders (ja, es geht auch im
positiven Sinne anders mit mehr Resilienz gegen Manipulationen und mehr
positivem Einfluss auf andere)?
Fragen, denen Sharot detailliert, mit vielen praktischen Bezügen und
praktischen Beispielen flüssig und verständlich nachgeht. Mit zunächst
vielfachen "Aha-Effekten" beim Leser, was die Erkenntnisse über die
eigene (Leicht-) "Gläubigkeit" angeht. Um später dann eine gewisse
Wahrhaftigkeit zur Basis der Möglichkeit eines konstruktiven, positiven
Einflusses auf andere zu setzten. Auch wenn es da ein wenig wissenschaftlich
wird mit neuronalen Schnittstellen.
Fazit
Das Buch ist eine spannende Reise in die Wirkweise und die entscheidenden
Faktoren des eigenen Gehirns und öffnet vielfach die Augen für die
tiefliegenden Dispositionen, welche die Menschen seit ehedem bis heute prägen.
Vorgeschlagen von Lesefreund
[Profil]
veröffentlicht am 08. Juni 2017 2017-06-08 10:29:09