Zentrales für das Leben in außergewöhnlicher Form
"Ich kann nicht genau sagen, was wir herstellten. Aber wir waren alle sehr
beschäftigt".
Und der Ich-Erzähler dieser außergewöhnlichen, bis in die Farbgebung der
Geschichte hinein stimmigen, Graphic-Novell war zudem noch "jung und
strotzte vor Energie". Energie, die er, ohne große zu Fragen, ohne
kritisch zu betrachten, wie so viele im "industriell entwickelten
Westen" es als einzige Lebenshaltung kennen, aus der alles an Freude, Wert
und Möglichkeiten fast exklusiv gezogen wird, sich "ganz hineingab"
in die Arbeit.
Und wer kennt das nicht, die Ausgangslage des Buches? Geld verdienen ist nicht
nur ein Muß, das auch, sondern auch Erfüllung, Aufgabe, Herausforderung, im
Protestantismus gar eine "Gabe", eine "Berufung" (daher
stammt das deutsche Wort "Beruf". Und so stellt sich auch die
Erwartungshaltung vom ersten Gespräch an unterschwellig dar. Die berühmte
Frage in Bewerbungen "Und warum sollen wir genau sie einstellen" zielt
auf diese Unverwechselbarkeit, diesen "Mehrgewinn", den der
Mitarbeiter für das Unternehmen darstellt.
Je mehr dieses Gefühl vermittelt wird, "ohne Sie schaffen wir das
nicht", desto stärker entfalten sich Bindungen. Bis hin zu fast
Perversionen in bestimmten Bereichen der japanischen Wirtschaft, wo Selbstmorde
am Arbeitsplatz aus Druck, durchaus aber auch als Scham für irgendein Versagen
signifikante Größen erreichen. Was natürlich, und das greift das Buch in
bester Weise auf, eine Mähr ist. Denn jeder Manager wäre sein Geld nicht wert,
wenn er sich rückhaltlos auf einzelne Individuen verlassen würde. Nicht die
Person ist "unersetzbar", sondern die "Funktion", die von
vielen ausgefüllt werden könnte.
"Es war keine schlechte Arbeit. Nur ein bisschen ermüdend. Nach und nach
wurde es immer mühsamer".
Verdichtung von Arbeit, Erhöhung der Schlagzahl, Erhöhung auch der
Nettostunden, die um die Arbeit kreisen in immerwährender Erreichbarkeit in der
modernen Welt. Für manche ist es tatsächlich erst die Überforderung, die
Ermattung, die dazu führt, einmal genauer zu fragen, was denn die wichtigen
Werte, Personen und Orte im Leben sind und ob es wirklich nur die Arbeit ist,
oder, wer da schon ein wenig Distanz gewonnen hat, welcher Zeitraum und welche
Energie wirklich für die Arbeit sinnvoll und nicht sinnentleerend im Raum
stehen sollte.
Das Bild der toten Fische im Aquarium, verhungert, weil sich niemand kümmern
konnte, steht am Ende einer solchen Entwicklung, wenn man nicht zu Zeiten Sinn,
Zweck und Bedeutung der Arbeit für sich reflektiert und auf ein gesundes Maß
bringt. Dass dies in der Novelle durch ein Duplikat gelöst ist, ist natürlich
nicht das Ziel für den Leser. Sondern vertieft im Betrachten der Bilder und der
Geschichte diesen Zwiespalt der modernen Welt, der, nach einigen Jahrzehnten der
Reduzierung von Arbeitszeiten, wieder stärker und stärker wird. Wobei im
Übrigen das Nachdenken für den Leser spätestens dann ein ernsthaftes wird,
wenn klar wird, wofür das Original demnächst seine Zeit aufwenden wird in der
Novelle und wofür das Duplikat eingesetzt werden wird.
Fazit
Es ist am Ende eine einfache Botschaft, ein Ausweg im Buch mit Hintersinn, der
nicht wohl nicht wörtlich übernommen werden kann, aber mit dem der Leser
kreativ Gedankenspiele initiiert, um zu klären, wie eine Balance auch ohne
Duplikat hergestellt werden kann, respektive nicht nur als Hülle an den
wirklich wichtigen Stellend es Lebens vorhanden zu sein.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 24. Mai 2017 2017-05-24 14:30:44