Wachablösung?
CI Peter Pascoe ist irritiert. Was sich steigern wird zu einer echten
Verärgerung. Zum einen muss er auf die Tauffeier des Kindes der Musiklehrerin
seiner Tochter. Und dann sieht er, traut seinen Augen kaum, sein kongeniales
Gegenstück (und Vorgesetzten, Andy Daziel) auf der Terrasse des Hotels
gehobener Klasse mit einer ihm fremden Frau.
Dabei ist der Mann doch in Reha, konnte von Glück sagen, dass er die letzten
Ereignisse überlebt hat. Und damit nicht genug, es wird nicht lange dauern, bis
Tascoes Handy schrillt, eine Polizistin schwer verletzt ist und in diesem neuen
Fall er umgehend auf Daziel wieder trifft. Dienstlich nun. Soweit das bei den
beiden getrennt werden kann. Wobei Daziel zunächst im Zimmer einer ihm doch
recht fremden Frau seinen "Mittagsrausch" ausschlafen muss. Nachdem er
am Morgen erstmals in Ruhe wieder ins Büro zu fahren gedachte. Nur dass er
vergessen hatte, das nicht Montag, sondern Sonntag ist und dass er von ebenjener
Frau auf dem Weg aufgehalten wurde. Die ein außerordentliches Anliegen an ihn
hat.
Daziel soll ihren Mann finden. Ehemaliger Polizist. Seit sieben Jahren
verschwunden. Und gerade, als sie ihn für tot erklären lassen wollte, um für
ihre neue Liebe, natürlich auch ein hochrangiger Polizeioffizier, frei sein zu
können, erhält sein ein Foto. Aktuellen Datums. Auf dem ihr Mann zu sehen ist.
Verworren wird das alles von Beginn an, keine Frage. Und wenn dann noch
Journalisten hinzutreten, ein Polizeichef auf Abwegen im Hotel, eine Frau, die
für einen ehemaligen Gauner und nun honorigen Parteispender
"aufräumt" und ebenjene Unterweltsgröße samt Sohn ganz eigene
Interessen verfolgt, dann ist, wieder einmal, alles für einen intelligenten, in
sich verdrehten und lange für den Leser kaum durchschaubaren Fall bereitet. Der
einen Tag in Anspruch nimmt und in die einzelnen Stunden sich kapitelweise
unterteilt. Ein Tag, an dem Daziel zu alter Stärke und, vor allem, alter,
knochentrockener und ganz eigene Wege gehender Form wiederfindet.
Da mag Pascoe zweifeln und denken, dass es Zeit für eine Wachablösung ist,
doch diese "letzte Stunde" wird noch lange nicht schlagen, vertraut
man auf das Gefühl Daziels. Und wenn doch, dann anders, als Pascoe es meinen
würde. Denn eines hat sich schon verändert, der "Lehrling" ist aus
dem Schatten des "Meisters" getreten, vor allem mental. Was immer das
für Folgen haben wird in der Zukunft und in den nächsten Fällen, die Hill
hoffentlich noch dem Leser zu Gemüte führen wird. "Daziel war es nicht
gewohnt, sich verletzlich zu fühlen, aber genauso fühlte er sich jetzt".
Und Pascoe weiß das. Wobei beide sehr verschiedene Schlüsse daraus ziehen.
Letztlich aber keine Zeit haben werden, da irgendetwas zu vertiefen, denn Gefahr
ist im Verzug, Mord ist geschehen (und liegt weiterhin in der Luft) und Daziel
wäre nicht Daziel, würde er auf irgendein SEK warten, wenn Not am Manne ist.
Fazit
Überzeugende Figuren bis in die kleinsten Nebenrollen hinein (der Corporal, der
Steine ins Wasser wirft statt den Zugang zu bewachen, der Seargant, der seine
beiden Vorgesetzten immer fest im Blick hat, die vermeintliche Witwe, die aus
allen Wolken fallen wird (und das wird weh tun) und so manch andere, die für
ein überaus flüssiges und anregendes Lesevergnügen (einmal wieder) sorgen.
Bei dem so einige "letzte Stunden" nahen werden, aber nicht unbedingt
die erwarteten.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 28. März 2017 2017-03-28 13:32:34