Gelungener Genreroman
"Ich...., ich bin hergeschickt worden. Ich habe ihre Visitenkarte von
meinem Vater. Mein Vater ist vor ungefähr drei Monaten gestorben".
So stottert sich Star d'Abliése durch das Gespräch mit der ihr (noch) fremden
Person in der Londoner Buchhandlung. Und das nicht einfach so, sondern weil Sie
nicht weiß, wer ihre Eltern sind. Ein Adoptivkind. Wie ihre Schwestern
ebenfalls in gleicher Weise betrifft (und um deren Ergehen Riley ebenfalls
bereits zwei Romane geschrieben hat und weitere folgen lassen wird). Und weil
Ihr Vater ihr nur zum einen diesen Hinweis hinterlassen hat, dem sie direkt
folgen kann. Die kleine Figur, die ebenfalls vom Vater stammt, gibt ihr dagegen
noch einiges an Rätsel auf.
Es ist zwar zunächst nur dieser noch unbestimmter Faden, an dem Sie ihre
Geschichte aufrollen kann, an dessen langgehen sie Klärung in ihre dunkle
Vergangenheit bringen könnte, aber aus dem kleinen Faden wird rasch doch ein
dickerer, sich immer weiter aufrollender Faden, der sie im Lauf der gut 600
Seiten an verschiedene Orte und in verschiedene Begegnungen bringen wird. Unter
denen eine überaus entscheidend werden könnte. Nicht nur für die Lösung des
Geheimnisses um ihre Herkunft, sondern auch für sie ganz persönlich.
Denn der von Riley breit angelegte Rahmen der Reihe um die Schwestern und
Adoptivkinder gehört in das Genre der "Liebesromane" und, in teilen,
in dieser Hinsicht auch als "historischer Roman". Er unterscheidet
sich vom Gros andere Romane gleicher Ausrichtung dabei nicht unbedingt in der
zugrundeliegenden Blaupause (dunkle Herkunft, Suche nach sich selbst, Finden
einer möglichen Liebe, die aber nicht "einfach so" im Raum stehen
wird, sondern auch Umwege kennenlernt. Und für die zunächst eben auch in weit
zurückliegender Vergangenheit die Wurzeln und der Anfang der persönlichen
Geschichte von Star Stück für Stück enthüllt werden muss).
Was allerdings durchaus als Unterschied erwähnenswert ist, ist zum einen die
dichte, realistisch wirkende Atmosphäre im Roman und die differenzierte, gut
genutzte und gesetzte Sprache, die den besonderen Stil der Romane von Lucina
Riley mit ausmachen. Zudem lässt Riley ihren Figuren Raum zur Entfaltung und
nutzt hier auch Elemente der "Entwicklungsromane", um den "Weg in
die Eigenständigkeit" (zu dem eben eine Klarheit auch über das eigene
"woher komme ich" gehört) auf allen Ebenen des Buches als einen
wichtigen roten Faden zu setzen. Eine Entwicklung, die Riley auch bei der
zweiten weiblichen Hauptperson des Romans verfolgt. Flora, die Anfang des 20.
Jahrhunderts lebte und in deren Leben ebenfalls die Liebe eine entscheidende
Wendung bringen wird.
Wie das alles zusammenhängt, was Flora mit Star zu tun haben könnte, das wird
sich erst im Verlauf der flüssigen und in sich logischen Lektüre ergeben. Im
Zusammenhang mit dem Verhältnis der Adoptivschwestern untereinander, in das
ebenfalls eine neue Qualität und sich anders spinnende Verbindungen treten
werden. "Ich begreife immer noch nicht, was diese Geschichte mit mir zu tun
hat". Das sagt Star zu einem Zeitpunkt, als dem Leser durchaus langsam klar
wird, wie das alles zusammenhängt.
Fazit
Eine anregende, sprachlich gelungene und sehr unterhaltsame Lektüre für alle,
die Liebesgeschichten und über Zeiten sich verwickelnde Romanzen mögen.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 30. November 2016 2016-11-30 13:04:35