Ruhiges psychologisch-gesellschaftliches Portrait eines Mordes
Mit den "Kapitän Hornblower" Romanen ist Forester weltberühmt
geworden. Das er daneben auch den ein oder anderen Kriminalroman verfasst hat,
ist dagegen weniger bekannt. Der vorliegende Roman ist zudem zu Zeiten Foresters
nicht veröffentlicht worden, das Manuskript war lange verschollen. Nun aber
kann der geneigte Leser die ruhige Erzählkunst Foresters, seine ausführliche
Schilderung von Personen, deren Verhältnis untereinander ebenso neu entdecken,
wie Forester ein Abbild der Gesellschaft und Lebensweise seiner Zeit im Roman
prägnant beschreibt. Gerade was die öffentliche Moral angeht und den Umgang
mit dieser ist ein wichtiger Erzählfaden im Buch, denn Marjorie, die
Hauptperson des Werkes, ist nicht unbedingt die durchgehend sittsame Ehefrau,
die zur damaligen Zeit als Ideal galt.
Was sich, nicht nur, aber doch sehr, aus ihrer Ehe erklären lässt und aus dem,
was im Roman Schritt für Schritt aufgedeckt werden wird in Bezug auf den Tod
der jungen Dot, ihrer Schwester. Sehnsucht und Leidenschaft, Ekel vor dem
eigenen Mann und dennoch das gemeinsame Leben irgendwie ertragen. Was ihrem Mann
Ted keine weiteren Gedanken macht. Die Frau hat zu funktionieren und was er sich
sonst noch im Leben gönnt und holt, hält er für seine Sache allein.
"Eine halbe Stunde würde er ihr noch geben für ihre Näharbeiten und ihre
anderen Aufgaben, Dann aber würde sie das beiseitelegen und sich um ihn
kümmern müssen".
Und Marjorie wird sich um ihren Mann kümmern, in mehr als einer Hinsicht. Und
nicht alleine. Denn sie glaubt nicht an die Theorie vom Selbstmord, die rasch
die Runde macht, was den Tod ihrer Schwester angeht. Tappt dabei lange im
Dunkeln, was hinter dem Todesfall stehen könnte, bis ihr eine furchtbare Ahnung
kommt, die zur Gewissheit werden wird.
Wie aus einem Guss liest sich dieser, in ruhigem Erzähltempo verfasste, Roman
und führt den Leser hinein in eine Welt, deren eigentliches Handeln wenig mit
der nach außen gezeigten Oberfläche zu tun haben, Und in der Lust,
Leidenschaft, Eifersucht auf der einen, das Suchen nach Wahrhaftigkeit und Treue
einander gegenüber auf der anderen Seite bedächtig ausgeleuchtet sich zu einem
Weg vereinen, der später im Buch notwendig und zwingend fast beschritten wird
und eben aus dem inneren Erleben der Beteiligten heraus nicht anderes gegangen,
das "Problem" nicht anders gelöst werden kann.
Fazit
Und das klar und mit feiner Sprache erzählt, so dass die Emotionen der Personen
im Buch spürbar auch für den Leser in den Raum treten.
Vorgeschlagen von Lesefreund
[Profil]
veröffentlicht am 28. November 2016 2016-11-28 12:52:58