Interessant, wenn auch teils etwas langatmig
Es sind eine ganze Reihe hochaktueller, "moderner" Themen, die Asdok
in diesem Debüt anklingen lässt. Der Stress, das Burn-Out, die Sehnsucht nach
Ruhe, Entschleunigung und Idylle einerseits. Das etwas tapsige "sich
Annähern" an das andere Geschlecht, in dem deutlich wird, dass
Leichtigkeit und Konversationsstärke nicht unbedingt zu den automatisierten
Eigenschaften von Menschen im digitalen Zeitalter gehören. Der "braune
Sumpf" mitten im und mitten auf dem Land. Das Erleben von "Anders
Sein" und der Umgang damit, ebenfalls "mitten im Land" und,
zudem, inmitten der Gegenwart mit seinen scharfen Bruchkanten zwischen dem Leben
in den Metropolen und in den "Einöden".
Denn einsam liegt dieses Dorf. Nicht sonderlich schön sind die Gebäude, kein
"Vorzeigedorf". Trist, entleert von vielen jungen Menschen, Leben
taucht nur auf Dorffesten auf, dann aber sichtbar, laut und, auch, gewalttätig.
Und dann kommt da dieser Mann. Mitgenommen vom hektischen Leben im modernen
Getriebe. Hat spontan das fast herrschaftlich wirkende Haus gekauft. Und wird
doch vom ersten Tag im neuen Heim angegangen. Vom Land, zunächst. Allergien,
Pollen, Intensität, Dunkelheit, fremde Geräusche, kaum Internetempfang und
dazu die Idee, in Richtung Selbstversorger sich zu entwickeln.
Einsam. Eine Stille, Leere, eine Kontaktlosigkeit, die tief drückt und die sich
auch durch den ein oder anderen Kontakt im Dorf nicht wesentlich mildert. Wie
auch, wenn durchaus merkwürdige Menschen im Umfeld leben. Wenn auf einem
Dorffest die "Schwarzgekleideten" den Metzger gründlich aufmischen.
Wenn diese auch dem Ich-Erzähler einen nachhaltigen Besuch abstatten. Nachdem
dieser es "gewagt" hat, sich mit einer Kassiererin des Supermarktes
näher bekannt zu machen. Mit der Folge, dass plötzlich aus der
Rückzugs-Idylle eine Festung gestaltet wird.
Wobei es durchaus anregend, interessant und spannend zu lesen ist, neben der
inneren Entwicklung der Hauptperson, wie Asdonk sich dem Denken und Handeln der
"Aktivistengruppe" im Dorf, eher am rechten Rand verankert, sich im
zweiten Teil des Romans auch mit Empathie und Verständnis annähert. Wie er
nicht verteufelt (auch wenn es Phasen der Spannung und Bedrohung im Buch gibt),
sondern aufdeckt, was Entwicklungslinien für ein solches Handeln sind.
Dass er dabei im Stil (gerade zu Anfang) teilweise sehr langatmig bestimmte
Handlungen beschreibt (jeder Schritt des Putzvorgangs, des Kochens wird einzeln
in eher trockener Form beschrieben), bis das Buch Fahrt aufnimmt, führt
allerdings zur Neigung, manche Abschnitte und Seiten einfach zu überschlagen.
Ebenso, wie das Ende doch allzu sehr romantisierend daherkommt. Andererseits
aber durchaus nicht fern von einer denkbaren Realität von Gruppen von
"Aussteigern" sich befindet. Alles in allem ein im Gesamten gut
lesbarer Roman mit sehr detailreichem Blick, einer unterschwellig gehörigen
Portion Kritik am modernen, hektischen Leben und einer sehr gut beobachteten und
getroffenen Suche nach Alternativen. Die nicht wirklich einfach zu finden sind,
wenn man sich selbst überall mit hinnimmt.
Fazit
Mit einem ebenso klaren Blick auf die Tristesse des modernen Lebens am
"Puls der Zeit" zwischen beruflichem Druck und hektischer
Freizeitsucht auf der einen und öder Langeweile ohne großartige Perspektive
auf der anderen, der ländlichen Seite des Lebens.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 23. September 2016 2016-09-23 14:09:54