Der Karriere bei der Kriminalpolizei ist es wenig förderlich, Sohn einer
verurteilten RAF-Terroristin zu sein. Vincent Che Veihs Mutter - inzwischen
aus der Haft entlassen - lässt kaum eine Gelegenheit aus, sich wirksam in den
Mittelpunkt zu schieben und ihrem Sohn damit Scherereien zu bereiten. Für das
Kriminalkommissariat 11 der Düsseldorfer Kripo ermittelt Veih zur Aktion
Wolfsspinne, den nur leicht verschlüsselten Ereignissen um den Tod der
NSU-Terroristen Mundlos und Böhnhardt 2011 in Eisenach. Aktueller Anlass von
Veihs Ermittlungen ist der Tod einer Gastwirtin, in deren Promi-Restaurant mit
Crystal Meth gehandelt worden sein soll. Die Handlung wechselt zwischen den
Ermittlungen von Veihs Team im Jahr 2015 und den Ereignissen von 2011, in die
pikanterweise ein entfernter Cousins Veihs verstrickt war.
Horst Eckert verbindet raffiniert den NSU-Skandal, den Flüchtlingszustrom der
Gegenwart und die Machenschaften eines Netzes einflussreicher alter Freunde
miteinander. Wer im Roman durch aktuelle Ereignisse in einflussreiche Ämter
gespült wird, kann einem beim Lesen eine kräftige Gänsehaut bescheren. Über
der Aufdeckung, welche Geldströme in wessen Interesse flossen, schwebt -
äußerst spannend - Veihs drohende Suspendierung. Die fragwürdige Rolle der
ermittelnden Behörden und des Verfassungsschutzes bei der Aufklärung der so
genannten Döner-Morde bringt der Autor sehr direkt auf den Punkt. Der bewegende
Prolog einer Jugendlichen, deren Vater ermordet wurde, und eine Liste von Opfern
rechtsextremer Gewalt im Anhang sprechen für sich.
Über Vincents Veihs kompliziertes Privatleben (bereits sein Großvater war
Polizist) muss man aus den beiden vorhergehenden Bänden
Schwarzlicht,
Schattenboxer keine Vorkenntnisse
haben. Dennoch ist es sinnvoll, Veihs Entwicklung in chronologischer
Reihenfolge zu verfolgen.
Fazit
Wolfsspinne ist ein mit zahlreichen Personen und Handlungsfäden verschachtelter
Thriller, der äußerst beklemmend wirkt durch den Bezug zu realen Ereignissen
und eine Handlung, die in diesem Moment spielen könnte. Meine Empfehlung für
politisch interessierte Leser.
Vorgeschlagen von Helga Buss
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veröffentlicht am 26. August 2016 2016-08-26 08:52:02