Kommissar Adam Danowski arbeitet für die Abteilung Operative Fallanalyse der
Hamburger Kriminalpolizei. Aus
Treibland und
Blutapfel werden einige Leser die
Vorgeschichte des hochsensiblen Ermittlers kennen, der seit den Ereignissen auf
dem Kreuzfahrtschiff in therapeutischer Behandlung ist. Danowskis Therapie
scheint ihn jedoch ebenso zu überfordern wie sein restliches Leben.
Der Hamburger Spezialist wird der Soko Leuchtturm in der Wesermarsch
zugeordnet, die unter Leitung der örtlichen Polizeichefin den Tod einer Frau
aufklären soll. Genauer gesagt wird Adam in die Provinz und aus der Schusslinie
geschickt, weil seine psychische Verfassung bei der Kripo zum Sicherheitsrisiko
geworden ist. Die Leiche von Corinna Karlsson, Angestellte eines
Windkraft-Unternehmens, finden die Ermittler demonstrativ auf dem Weg zum
Leuchtturm platziert vor. Die Ermordete ist eine von drei alten
Schulfreundinnen, in deren Leben der Leuchtturm eine symbolische Bedeutung
hatte. Die Mädchen waren Kinder von Vogelkundlern, die zuerst auf einer
winzigen Nordsee-Insel von ihren Eltern unterrichtet wurden. Später lebten sie
quasi in Sichtweite ihrer Heimatinsel auf dem Festland als Pensionsgäste einer
Lehrerfamilie, um zum Gymnasium gehen zu können. Als eine weitere Tote
gefunden wird, ist das auffällige Verhaltensmuster des Täters nicht mehr zu
übersehen; die Suche nach ihm drängt. Doch Ermittler wie Leser des Krimis
lassen sich zunächst auf falsche Spuren locken. Das Watt als Rand der Welt
sorgt hier für düstere Stimmung in einem spannenden Fall. Einerseits sollte
in der Provinz ein Mordfall schnell aufzuklären sein; denn niemand kann etwas
vor seinen Nachbarn verbergen. Andererseits hat die Ansiedlung eines
Windkraftunternehmens in der strukturschwachen Gegend für Umbrüche gesorgt,
die nicht so leicht zu durchschauen sind wie erhofft.
Raethers dritter Danowski-Krimi lässt sich zwar unabhängig von den
vorhergehenden Bänden lesen, doch Danowskis Persönlichkeit erschließt sich
besser, wenn man ihm zunächst auf das Kreuzfahrtschiff im Hamburger Hafen
folgt.
Adam Danowski nutzt in seinem dritten Fall seine psychische Schwäche ein
weiteres Mal als Stärke. Er bringt Zeugen und Verdächtige dazu, einem harmlos
verplanten Menschen wie ihm mehr zu erzählen, als gut für denjenigen ist. Auch
Adams Ex-Kollegen als Nebenfiguren zeigen sich als höchst skurrile
Persönlichkeiten, von denen jeder seine eigene Last zu tragen hat.
Fazit
Wie illusionslos und treffsicher Raethers eigenwillige Figuren sich gegenseitig
charakterisieren und wie der Autor mit Aufmerksamkeit für Zwischentöne davon
erzählt, das bereitet in Raethers drittem Danowski-Krimi wieder besonderes
Lesevergnügen.
Vorgeschlagen von Helga Buss
[Profil]
veröffentlicht am 24. Juli 2016 2016-07-24 08:06:46